Hi zusammen,
ich denke gerade akut über einen klassischen Biturbo nach -
zum Hintergrund:
ich baue aktuell einen 82er Mitsubishi Starion als Rallye-Fahrzeug auf;
ist mein erstes Projekt in der Richtung, Schrauberqualitäten sind leidlich vorhanden.
Weil ich auf den Geschmack gekommen bin, hätte ich gerne noch ein
etwas "emotionaleres" Fahrzeug
Das Auto, was es mir angetan hat, ist ein 84er Biturbo 2.0 mit knapp über 50000 km (glaubwürdig?), also noch die Vergaservariante;
laut Händler (ich habe das Fahrzeug noch nicht gesehen) ist der Wagen 2001 aus Italien importiert worden und hatte seitdem einen Besitzer.
Der Zahnriemen ist - angeblich aufgrund einer längeren Standzeit - gewechselt worden, das Auto rostfrei und - ebenfalls angeblich - ohne Mängel. Ich habe keine Ahnung, wie ordentlich das Fahrzeug stillgelegt worden ist.
Frage: sollte man davon die Finger lassen (Kommentar einer freien Maserati-Werkstatt, die sich an Biturbos wohl schon mehrfach die Finger verbrannt hat: "Biturbos sind die zuverlässigste Möglichkeit, sein Geld zu verbrennen...") oder ist ein solches Auto mit einigermassen gesundem Verhältnis zwischen Schraub- und Fahreinsätzen zu unterhalten?
Worauf sollte man bei einer Probefahrt achten - gibt es neben den Standard-Dingen noch irgendwelche Besonderheiten bei den ersten Biturbos?
Ich habe mich einigermassen in das Thema eingelesen, ein wenig Sorgen machen mir insbesondere die luftgekühlten Turbos (obwohl sowas bei den alten Lancer/Starions auch ganz gut funktioniert - zudem sollen die IHI-Lader auch aus Japan kommen?!) und Horror-Stories über mangelnde Ölversorgung und Kühlleistung am 3./4. Zylinder - könnt Ihr Probleme in der Richtung bestätigen?
Ansonsten:
angepeilter Einsatzzweck sind Genussfahrten, max. 8-10000km im Jahr.
Dauer-Vollgasfahrten sind nicht angestrebtes Ziel, aber zur artgerechten Haltung eines Sportwagens sollten m.E. schon ein paar zügigere Ausfahrten gehören.
Eins noch: wie ist die Ersatzteilversorgung für die frühen Modelle - gilt das gleiche wie für die späteren 4V's, oder stellt sich die Lage noch dramatischer dar?
Vielen Dank für Eure schonungslosen Erfahrungsberichte
,
Olli
Hallo Olli, gratuliere zur Infektion!
Eine Ferndiagnose (Kaufberatung) ist bei keinem Fahrzeug ratsam, auch nicht bei einem Biurbo.
Ein 23 Jahre altes Fahrzeug, das Standzeiten hatte und rostfrei ist halte ich persönlich für fragwürdig. Auch die Aussage "ohne Mängel" ist für mich zumindest gewagt. Hier im Forum sind mit Sicherheit gepflegte Fahrzeuge unterwegs, wenn Du dir die Threads anschaust kannst Du die Mängelfrei-Geschichte selbst beurteilen. Kleinigkeiten treten immer wieder auf. Manchmal verschwinden sie auch einfach wieder. Einfach toll!
Man könnte sagen, die Autos haben ein Eigenleben, mit guten und schlechten Tagen. Mal zicken sie und mal nicht.
Zu den Ladern: Das Problem sind hier die Standzeiten. Sie stehen sich unter Umständen fest (so hat es Herr Brock mal treffend beschrieben), was beim Start dann zu erhöhtem Verschleiß führt und die Lebensdauer erheblich verringert. Regelmäßige Bewegung tut eben gut.
Vollgasfahrten wirst Du automatisch mit ansteigender Temperatur und aufleuchten der "Check Engine"- Lampe abbrechen.
Ersatzteile kriegt man sicherlich nicht an jeder Ecke aber es gibt oft kompatible Teile oder MIE in USA.
Ob dieser Biturbo gut oder schlecht ist, kannst Du wenn überhaupt nur vor Ort sehen. Belegbare Historie ist unverzichtbar.
Ansonsten mußt Du nur drei Dinge beachten: Wartung, Wartung und natürlich die Wartung.
Wenn Du ihn dann immer schön warm und auch wieder kalt fährst hast Du bestimmt viel mehr Freude als Ärger mit dem Wagen.
Etwas wichtiges fällt mir gerade noch ein. Prüfe unbedingt, ob der Wagen die Sinterfilter noch hat oder nicht. Im älteren Forum müsstest Du unter der Suchfunktion fündig werden.
Mit den Biturbos kann man sehr viel Geld verbrennen das ist einfach Fakt, es sind ganz einfach Exoten die zwar in hoher Stückzahl gebaut worden sind, aber lange keine Standfestigkeit haben wie man in dieser Stückzahl zu erwarten hat. Kaufe dir am besten einen mit frischem TÜV, Serviceheft gepflegt, Rechnungen und Wartungsblätter, alter KFz-Brief alles das sollte dabei sein, ansonsten wenn du viel Zeit/Schraubergeschick und das nötige Kleingeld einen billigeren, aber es ird dir keinen Spass machen, weil du wo fertig bist und woanderes wieder anfangen kannst. Mal ganz ehrlich einen Top Biturbo gibt man nicht einfach so her. Frage auch nach dem Verkaufsgrund bei Privat, wenn der sagt er kauft sich nen alten 911, dann weist du gleich das der die Schnauze vom Biturbo voll hat. MEIN TIPP: Nimm einem 4 V Biturbo oder wie sie dann hiessen (424, 422, 228, 222, 224 etc.) das hast du mehr freude. Ciao
ich fahre seit 7 jahren einen 2,8 3V spyder und habe außer wartung und tüv noch keinen euro investieren müssen...geht also auch.
laß dich nicht verrückt machen.
ich stimme aber meinem vorredner zu: kauf die neuere generation (ab 88), ab da sind die kinderkrankheiten geheilt. und mach beim kauf keine kompromisse: nimm den besten den du kriegen kannst.
olli
Vielen Dank für die schnellen und ausführlichen Antworten!
Wie gesagt, mir geht es halt u.a. gerade um die 80er Jahre-Optik -
insofern die Frage: was genau sind die Schwachstellen der ersten Jahre?
Dass Vergasermotoren schon damals nicht mehr zeitgemäss waren, ist schon klar - aber das Prinzip ist doch (von der fummeligen Abstimmung mal abgesehen) eher zuverlässiger als die Steuerelektronik einer komplexen Einspritzanlage, oder nicht?
Ebenfalls bekannt ist das Problem der Sinterfilter; wie schaut's mit den Turbos aus - gibt es eine einfache Möglichkeit, deren Zustand vor dem Kauf zu prüfen?
Ich denke da an Luftschlauch abnehmen und Lagerspiel, Zustand der Schaufeln checken etc. (wahrscheinlich merkt man spätestens jetzt, dass ich noch keinen Biturbo live von "innen" gesehen habe
).
Gibt es bei Bremsen/Getriebe/... irgendwas besonderes zu beachten?
Welche Nebengeräusche sind bei kaltem/warmem Motor noch tolerierbar?
Wie sieht's mit Zylinderkopfdichtungen, Kolbenringen und Ventilschaftdichtungen aus - gelten die üblichen Spielregeln beim Gebrauchtwagenkauf oder gibt's da besondere Regeln?
Was sollte bei einer Laufleistung von 55000km bereits wartungsmässig ersetzt worden sein - nur der Zahnriemen oder kann man noch mit irgendwas anderem kräftig auf die Nase fallen?
Wie immer: vielen Dank im Voraus für alle Tips!
zu den alten modellen kann ich dir leider keine ratschläge geben, aber einen anderen tipp: wenn du ein modell baujahr 88 nimmst, dann hast du beides: alte optik und neue technik! in den jahren 88 und 89 wurden einige wenige fahrzeuge gebaut, die "nur" das ganz dezente facelift hatten, aber technisch schon komplett überarbeitet waren (zu erkennen an den 5-loch felgen) ein typischer vertreter dieser zeit ist der maserati karif. kannst du dir ja mal ansehen. aber es gab auch coupes und spyder in dieser variante! ich fahre selbst aus diesem grund einen spyder i: schönstes design UND beste technik!
olli
Hallo,
hatte selbst einen frühen 2,5l Biturbo aus 84 und ich hatte nie wirklich gelöste Probleme u.a. mit den nicht wassergekühlten Ladern sowie dem Vergaser. Durch nicht mehr einwandfreie Lader hat der Ölnebel im Ansaugtrakt die Leerlaufdüsen zugesetzt, was wiederum eine Gemischabmagerung zur Folge hatte, was dann nicht gut für die Lader sowie für die ganze Maschine war...hab das nie in den Griff bekommen.
Defekte / undichte Lader erkennst Du am Ölqualm hinten aus dem Auspuff im Leerlauf bei heissem Motor.
Beim km Stand ist Vorsicht geboten..Der Tacho setzt (mehr oder weniger) öfter aus.
Frühe Differenziale sind noch schneller ausgeleiert als spätere. Spiel im Antriebsstrang macht sich beim Vergaser noch stärker negativ bemerkbar als bei den (ruhiger laufenden) Einspritzern, Lastwechsel und Stop&Go können ein Graus sein.
Fahr mal schneller als 140 im fünftenauf der AB, lautes brummen (Radlager) oder Gerassel (ZF Getriebe ausgelutscht).
Alle die beschriebenen Macken hat meiner gehabt..
Kann den bisher gemachten Kommentaren nur zustimmen: Du wirst mehr Spass haben mit späteren Modellen!
have fun,
Veith
Ich denke mal für dich wäre der 222 E so wie ich ihn fahre wohl das richtige, alte Optik neue Technik und er hat einen Kat was den Unterhalt noch etwas billiger macht!
Mit dem Geld verbrennen kann ich nur zustimmen, hatte neulichs erst den einen Abgaskrümmer hinüber und habe nebenbei noch ein Paar Kleinigkeiten beseitigen lassen, da gehen schonmal ein Paar scheine über die Ladentheke! Kann aber auch anders gehen!
Manche Sachen die Dir vielleicht bei der Probefahrt vorkommen haben allerdings nichts zu sagen, ein brummendes Ausrücklager haben manche Autos nunmal und es geht auch beim Tausch manchmal nur für 2 Wochen weg und ein 2ter Gang der schwer reingeht wenn er kalt ist sagt noch lange nichts über den Getriebezustand aus da sich die ZF Getriebe schon immer im Kaltzustand eher unangenehm bedienen ließen!
Am besten das Auto einmal in einer Werkstatt mit Biturbo erfahrung durchchecken lassen dann weißt auf jeden Fall das keine großen Überraschungen auf dich zukommen!
Ganz ehrlich, bevor ich mir wieder einen Vergaser kaufe, nehme ich lieber einen Porsche oder ähnliches. Habe in meinen Biturbo unmengen von Kohle rein gebuttert und jetzt bei der letzten Reparatur war schluss, habe die Schnauze voll, stecke keinen Cent mehr in die Kiste. Bin schon viele Autos gefahren die auch nicht gerade einfach zu fahren und warten sind, aber der Vergaserbiturbo hat mich fast zur Weissglut gebracht. Sorry wenn das einige hier nicht hören wollen, vergesst die alten Vergaser, kauft euch einen Einspritzer oder was anderes aber beim Vergaser nicht der Motor nicht zum rund laufen bzw. zum richtig laufen gekommen (Kopfdichtungen, Zylinderköpfe usw.) Ist meine Meinung bitte nicht falsch verstehen. Man sollte sich auch immer überlegen wo man seinen Biturbo warten lässt (am besten ist die freie Werkstatt nebenan wenn auch Erfahrung mit Sportwagen, da hat man auch das Vertrauen, wenn man seinen Normalowagen dort schon hat, andere können einem viel erzählen). Ciao