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Das deutsche Maserati - Forum
Porschefan testet Maserati - Druckversion

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Porschefan testet Maserati - garyman - 21.01.2015

Ein Kollege von mir ist leidenschaftlicher Porschefahrer (wassergekühlt) und auch Mitglied im Porscheforum. Er wollte mir nachfolgende Probefahrt eines Freundes nicht vorenthalten. Ich poste ihn mal unkommentiert weil ich denke es ist auch mal ganz nett zu erfahren was markenfremde Autoliebhaber so für einen Eindruck haben. Hier also der gepostete Bericht, ich hoffe ihr habt ein wenig Spaß daran:

Der GranTurismo basiert ja noch auf dem vorherigen Quattroporte, also Front-Mid-Engine und, zumindest mit der Single-Clutch-Transmission, Transaxle mit leicht hecklastiger Gewichtsverteilung, so wie es sein sollte. Der MC Stradale wurde 2010 vorgestellt und ist sozusagen die GT3-Version des GranTurismo: 4.7 Liter V8, natürlich lecker Sauger, 460 PS, tiefer, straffer, Frontsplitter, Gurney Flap, geschmiedete 20-Zöller über Kohlefaserbremsen, Schalensitze etc.
Zunächst gab es den MC auch nur als Zweisitzer und optional sogar mit Bügel hinten und Vierpunktgurten, was natürlich reichlich sinnbefreit ist, denn wenn ich nur zwei Sitze habe, tue ich mir doch keine 1850 kg an... auf der Renne schon garnicht.
Das hat Maserati dann auch eingesehen und bietet den MC seit 2014 mit vier vollwertigen Sitzen an. Und damit wird der Wagen natürlich wieder interessant... als Sportbomber für die ganze Familie!
Richtig geil steht er vor mir! Während der normale GranTurismo etwas barock und feminin wirkt, kommt der MC Stradale schön aggressiv daher. Grau Metallic, oder „Grigio Lava“, für nur schlanke 9000 Euro Aufpreis, wie ich später erfahre, mit Kohlefaser-everything: vom Gurney Flap über die Türgriffe und Aussenspiegel bis zur kompletten Motorhaube (mit 2400 Euro erstaunlich fair gepreist).
Innen ein schwarzes Meer aus Leder und Alcantara mit roten Nähten und wieder Carbonschnicki soviel die Aufpreisliste hergibt – Lenkrad, Leisten, Rückseite der Schalensitze – optisch sehr geil! Wobei die relative Gewichtsersparnis bei dem Gesamtgewicht etwas albern wirken könnte.
Der Kofferraum sieht brauchbar aus und die Rücksitze, mit Kohlefaserleisten links und rechts (700 Euro Aufpreis), sind bequem für Erwachsene, riesig für Kinder.
Mein Begleiter für die Probefahrt ist Kevin Ceccon, ein 20jähriger Ex-GP2-Pilot, der mit 17 schon einen Toro-Rosso testen durfte und auch bei Ferrari und Maserati als Trackdayinstruktor arbeitet. Da Valerio ihm schon erzählt hatte, dass ihm schlecht wurde und ich kurvengierig sei, hat er gleich einen kleinen Pass für uns rausgesucht. Kevin fährt die ersten Meter durch die Stadt. Auch wenn er es ruhig angehen lässt, klingt der Sauger schon mal geil! Ich werde langsam heiss...
Beim Fahrerwechsel installiere ich gleich mal non-chalant ohne weitere Erklärungen meine GoPro an der Heckscheibe... hat auch keinen gestört. Flink die Sitzposition eingestellt, hmm, immer noch ein bisschen hoch, aber los geht’s. Der Motor hängt super am Gas - Sauger halt - und dreht glorios unter infernalischem Gebrüll oben raus! Tutto bene! Der V8 ist recht leise auf normal, aber mit Klappe auf gibt es echte Racing-Soundkulisse. Der Unterschied zwischen Klappe auf und zu ist wesentlich grösser als bei Porsche!
Gut, die 460 PS verpuffen ein bisschen in den 1.8 Tonnen. Der Eimer ist ja auch mit 15.9 Sekunden für 0-200 angegeben, also etwa so schnell wie ein 997S mit 355 PS.
Aber die Soundkulisse und die Gasannahme reissen ihn raus!
Das kleine Pässchen ist leider etwas eng für so ein Boot von Auto, ziemlich viele Spitzkehren, die im ersten Gang am Lenkanschlag gefahren werden. Die ESP-Leuchte blinkt eigentlich ständig und die Elektronik dreht die Leistung recht feinfühlig weg.
Kevin war ein bisschen ängstlicher als Valerio, sein Blick liess die Hoffnung erahnen, dass der Irre neben ihm wenigstens halbwegs Auto fahren könne.
"If you crash the car, it is a desaster!" – da habe ich ihn beruhigt, ist doch bums, dann ist der Wagen halt an die Versicherung verkauft... aber er meinte, sie würden ihn fragen, was er denn gemacht hätte, während ich den Eimer versenkt hätte. Ich denke, sie hätten dem 20jähriger schön den Hintern versohlt, wenn er die 200.000 Euro-Fuhre in Teilen zurückgebracht hätte.
Ach, die jungen Leute haben Sorgen. Habe das ESP dennoch erstmal in den RACE-Mode geschaltet, in dem die Leine etwas länger gelassen wird - "Be careful! You can loose the car in RACE-mode!" - was ein Riesenspass ist.
Das automatisierte Getriebe alter Schule mit nur einer Kupplung, imho ähnlich des F430, ist auch voll auf Krawall gebürstet. Im RACE-Mode prügelt das Ding die Gänge in 60 Millisekunden rein - und das schmerzt nicht nur physisch, sondern auch psychisch... die Gänge werden so hart reingeknallt, dass man sich bei jedem Gangwechsel Sorgen um die Mechanik macht.
Als Fahrer nickt man jedes Mal unweigerlich mit dem Kopf (schön zu sehen auf dem Video), aber zumindest weiss man im Voraus, wann man schaltet... als Beifahrer muss das richtig ätzend sein.
Zwischengas beim Runterschalten gibt es automatisch und das klingt super!
Die Schaltpaddle sind wie bei Ferrari nicht am Lenkrad, sondern an der Lenksäule befestigt, also nur doof. Angeblich damit kein Fahrer aus Versehen in der Hitze des Gefechts die Paddles verwechselt. Speziell auf schmalen Bergstrasse muss man allerdings zum Schalten schon in sanften Kurven ständig mit den Händen um das Lenkrad wandern, um die einigermassen langen Paddles zu erreichen.
Nein, die Dinger gehören ans Lenkrad. Vor allem wenn man schon ein eckiges Lenkrad baut, das die Hände immer vorbildlich auf 9 und 3 Uhr zwingt. Moment Mal, warum muss ein Lenkrad in einem Strassenauto überhaupt unrund sein? Gibt es da irgendeinen vernünftigen Grund? Gerade in Spitzkehren sehr merkwürdig.
Die Lenkung selber ist ziemlich kurz übersetzt, wenige Umdrehungen Lock-to-Lock, schönes Carbonlenkrad, aber zu viel Servounterstützung. Fühlt sich sehr präzise an, vermittelt aber kein Feedback. Insgesamt für ein modernes Auto aber fein, da zumindest noch hydraulische Servounterstützung.
Die Bremsen bieten ein gutes Pedalgefühl und Dosierbarkeit, ich konnte aber aufgrund der Gesamtsituation weder voll bremsen noch die Dauerstandfestigkeit abschliessend klären... zumindest schien an allen vier Ecken noch Belag vorhanden zu sein.
Laut Kevin halten die Carbonscheiben immerhin volle vier Trackdays durch.
Aber nun zum wichtigsten: wie bewegt sich die Kiste eigentlich?
Einfach nur GEILGEILGEIL! Ein unglaubliches Spassauto, was ich so sicher nicht erwartet hätte!
Die Balance ist super, Front-mid-engine plus Transaxle ist ja per se ein tolles Rezept, was hier auch zu 53% des Gewichts auf der Hinterachse führt. Klar kann man bei der Masse und den Aussenabmessungen nicht zaubern, aber mit 255er Reifen vorne und nur 295ern hinten konnte ich kein grossartiges Untersteuern feststellen. Zumindest in den relativ langsamen Kurven, die wir gefahren sind.
Am Kurveneingang flugs am leichtgängigen Lenkrad gedreht, schwingt die ganze Fuhre schneller und mit weniger Seitenneigung als vermutet in die Kurve rein. Da merkt man die nah um die Hochachse konzentrierte Masse. Schön, dass der Motor bis unter das Armaturenbrett geschoben wurde.
Durch das Lenkrad selber spürt man wenig, aber man fühlt, dass die gesamte Lagerung des Fahrwerks sehr schön straff und präzise ist, grossartige Verwindung konnte ich auch nicht spüren. Wie sich wohl so ein Trofeo Cup Renner mit „nur“ 1400 kg erst anfühlen muss? Bestimmt sehr lecker!
Leider durfte ich das ESP ja nicht ganz ausschalten. „The car is very hard to control without the electronics!“ – was ich aufgrund des berechenbaren Fahrverhaltens bisher allerdings nicht wirklich glauben kann. Aber auch der RACE-Mode ist schon sehr gut abgestimmt und lässt ordentliche Driftwinkel bis ca. 20 Grad zu.
Im Prinzip ist das ein richtig geiles Driftauto!
Im zweiten Gang aufs Gas steigen und der Eimer steht sofort quer, lässt sich aber gut einfangen. Die Balance erinnert mich stark an meinen Ex-944, bloss halt mit ordentlich Leistung.
Habe ihn auf der Bergstrecke ein bisschen rutschen lassen und dann noch ein paar Kreisel quer genommen und ich war/bin total begeistert von der Hütte!
Auf der engen Strecke springt der Wagen von Kurve zu Kurve, gibt Dir bei jedem Gangwechsel, vorallem von 1 auf 2, einen ordentlichen Schlag ins Genick und macht einen herrlichen Krawall.
Das Gewicht hat mich weniger gestört als ich dachte, aber die Grösse macht den verfügbaren Platz auf dem Asphalt natürlich kleiner. 1850 kg sind natürlich nicht wenig, aber für die vier (fast) vollwertigen Sitzplätze ist es noch ok.
Straff ist der Eimer, ohne unkomfortabel zu sein, die Dämpfer lassen sich verstellen, aber selbst im RACE-Mode fand ich es nicht unangenehm hart, sondern vorallem viel präziser als erwartet.
Ob ein alter Quattroporte das auch könnte? "The way you drive forget about Quattroporte or GranTurismo, go for the MC Stradale, it is a different world", meinte Kevin dazu...
Fazit:
Ein leicht übergewichtiger Viersitzer, der versucht einen auf GT3 zu machen, also das perfekte Familienauto!
Ganz herrlich analog mit deutlichem Hang zur Rennstrecke, mich hat das Auto doch viel mehr angemacht, als ich dachte.
Für die ganze Familie eine echte Überlegung wert!

Ciao
gary


RE: Porschefan testet Maserati - lalamite - 21.01.2015

Liest sich sehr nett!

Auch wenn natürlich immer der Vergleich mit der "Eigenmarke" gezogen werden muss und dies für die getestete Fremdmarke meistens schlechter ausgeht :-)

Magst zufällig auch den Link zum Video posten? Hab mal im pff gesucht aber den Beitrag nicht finden können.

Christian


RE: Porschefan testet Maserati - Philippe - 21.01.2015

Naja, man merkt, dass es ein Porschefahrer ist... Biglaugh
Für einen Porsche ist ja die grösste Wertschätzung ihn als Eimer zu bezeichnen, einen Maserati so zu bezeichnen zeugt jedoch davon, dass jemand nicht das geringste Gefühl für das Fahrzeug hat.
Und der MC Stradale will sicherlich nicht auf GT3 machen und zwar in keiner Hinsicht, oder habt Ihr schon mal brenndende MC Stradali gesehen..? Smokin


RE: Porschefan testet Maserati - Grobi - 22.01.2015

lalamite schrieb:Magst zufällig auch den Link zum Video posten? Hab mal im pff gesucht aber den Beitrag nicht finden können.

Christian

Hallo Christian,

der Bericht ist aus dem Elfertreff, er hat der Vollständigkeit halber auch noch einen Quattroporte VI getestet. Video gibt's offensichtlich keines, aber wenigstens noch ein paar Bilder:

Testbericht Stradale MC und QP VI 

edit: sehe gerade, dass man den Beitrag nur eingelogged sehen kann. Hier der Testbericht zum Quattroporte:

Prolog



Im Prinzip geht es um die Suche nach einem viersitzigem Sportwagen, in dem man mit der ganzen Familie lustvoll sportlich und zuweilen auch am physikalischem Limit kurvige Landstrassen und Pässe in ganz Europa bereiten kann.

Ich bin ja ein grosser Fan des alten Quattroporte V, so wie ihn sich der Michelin-Seb vor kurzem als Automaten gekauft hat. Ich würde selber die DuoSelect-Version mit Single-Clutch-Getriebe in Transaxlebauweise vorziehen, bin aber leider noch keinen Probe gefahren. Mein Traum wäre aber ein 612 Scaglietti...

Aber bis Geld für den Spass vorhanden ist, bleibt genügend Zeit für Testfahrten sämtlicher Rivalen.



Die Geschichte spielt im letzten Sommer - ich hatte mal wieder einen harten Sommerurlaub, zwei Wochen in der Toskana mit der erweiterten Grossfamilie. Kleinkind, Baby, Frau und dazu noch 4 Erwachsene und ein weiteres Kleinkind – also mehrheitlich fremdbestimmt und dazu noch mit einem gemieteten Touran 1.4 unterwegs.



Forte dei Marmi, so ein kleines Luxusörtchen für reiche Russen und Arabs: während die Damen in unangemessen langer Zeit Boutiquen durchkämmen, haben mein Schwager und ich stundenlang die Kinder zu bespassen. Müde und abgekämpft entdecke ich auf dem Marktplatz auf einmal einen kleinen Maseratistand mit einem Ghibli.

Ah, Gott belohnt mich für meine Entbehrungen mit ein wenig Entertainment!

Während es sich die Grossfamilie in einem Café gemütlich macht, entere ich erstmal den Ghibli und fange natürlich als guter Deutscher sofort an, dass leidlich Englisch sprechende Standpersonal vollzunölen.

„Why does the car look like a cheap chinese copy of a Maserati?“

„Why did you change the perfect balance of a front-mid-engine transaxle to a normal front engine layout?“

„Why is the naturally aspirated V8 gone?“

„And replaced by a V6 biturbo?“

„How big is the turbo lag?“

„Why is the interior so small when the whole car is such a horribly bloated boat?“

– naja, was man in so einer Situation halt so sagt.

Aber die durchaus attraktive Italienerin geht nicht weiter auf mein Geschwafel ein, sondern irritiert mich mit „sooo... you want a test drive?“

Öh? Klar will ich eine Probefahrt!

„We only have a Ghibli Diesel, but I think you wanna try the 410 PS V6?“ – jaja, klar, Leistung muss her! – „so is it ok for you to drive a Quattroporte?“

Also fröhlich meine Telefonnummer hinterlassen und verwirrt aber neugierig zur Familienbande zurückgekehrt, die natürlich alle feixen, dass mich die Maseratileute nur möglichst zügig und ohne weiteres Aufsehen loswerden wollten...

Maserati Quattroporte S Q4



Tatsächlich bekam ich am nächsten Tag aber einen Anruf und traf am Nachmittag auf einen silbernen Quattroporte S Q4 und seinen Aufpasser Valerio, einen leicht stereotypen Italiener Mitte Dreissig mit Dreitagebart und Sonnenbrille.



Der erste Eindruck – bin ich geschrumpft oder ist das Ding wirklich unglaublich riesig?

Der Quattroporte ist ja mit 5.26 Metern noch mal deutlich länger als der Ghibli. Wie gesagt, finde ich, dass die neuen Modelle wie billige chinesische Kopien eines Maseratis daherkommen. Es sind eigentlich alle klassischen Maseratistylingelemente vorhanden, aber leider sind die Proportionen völlig unstimmig. Alles scheint irgendwie leicht verschoben, die Front eine Karikatur des GrandTurismo, die Überhänge an beiden Enden viel zu lang, zu viel Luft in den Radhäusern über den Rädern, und das trotz 20 Zöllern... insgesamt baut das Auto zu hoch und die Heckpartie ist völlig anonym.

Dafür aber überraschend klein, euphemistisch vielleicht auch als sportlich kompakt zu bezeichnen: der Innenraum. Ja, die klassische Maseratiuhr sitzt noch in der Mitte des Armaturenbrettes, aber ansonsten gibt es eigentlich nichts, an dem der Blick hängenbleiben könnte. Qualitativ ok, aber halt blande.



Nachdem mir klar wurde, dass Valerio mitfahren wird, habe ich die GoPro lieber im Rucksack gelassen. Na gut, Motor an und... man hört nicht viel.

Valerio war ein bisschen überrascht, dass ich vorher auf google-maps schon eine feine Bergroute ins Hinterland ausgeknobelt habe, da: „most of the people just drive around town and enjoy the power...“ - aha, wie das wohl so läuft?

Beim Cruisen aus dem Örtchen raus versuche ich erstmal ein bissl Credibility aufzubauen mit dem üblichen Geschwafel, blabla... Motorradrennen gefahren... blabla... jetzt alter Porsche auf der Rennstrecke... blabla..., und bei „without any electronic stability systems...“ habe ich auch schon das ESP ausgeschaltet.

Die Strassen im Hinterland sind fast so geil wie auf der Route des grandes Alpes, relativ eng winden sie sich in die Berge hoch, abwechslungsreiche Zweite- und Dritte-Gang-Kurven und kaum Verkehr. Valerio ist herzlich entspannt und ich lasse die Zügel ein bisschen lockerer... aber zum Brennen ist der neue Quattroporte nicht wirklich gemacht. Sind halt doch deutlich über zwei Tonnen (Herstellerangabe sind zwar 1920 kg, aber in Testberichten sind es eher 2.1 Tonnen), und dagegen können auch 410 PS nicht viel ausrichten. Fühlt sich kaum schneller an als ein 64er.

Der 3 Liter V6 Biturbo ist auch abgestimmt wie jeder moderne Turbo: ordentlich Druck in der Mitte, der auf ein Feuerwerk bei höheren Drehzahlen hoffen lässt, aber beim Ausdrehen asthmatisch wie einem Turbodiesel.

Dazu kommt noch ein deutliches Turboloch und eine Soundkulisse wie bei einem Staubsauger im Nebenzimmer, also fast 2015er Formel 1-like. Einzig beim Hochschalten im Tunnel mit offenem Fenster unter Volllast liefert er ein aufmunterndes „blaaa-blab“. Wenig inspirierend und emotional schon garnicht.

Dazu passt auch der inzwischen ubiquitäre ZF 8-Gang-Automat mit perfekt verschliffenen Gangwechseln. Wenigstens reagiert er einigermassen auf manuelle Befehle an den Paddles.

Also die Antriebseinheit ist schon mal enttäuschend, vielleicht reisst es das Fahrwerk raus?

Öh... nein. Bis etwa 70% ist noch alles ok, trotz leichtgängiger und wenig Feedback vermittelnder Lenkung lässt sich der Wal recht gut zügig den Berg hoch treiben. Die Lenkung sollte man auch noch negativ erwähnen, trotz klassisch hydraulischem Setup hat es Maserati geschafft, die Gefühllosigkeit einer elektrischen Lenkung zu erreichen.

Wie bei den meisten modernen Autos, und so wie man es von einem Maserati eben nicht erwarten würde, ist es mit der Contenance beim richtigen Angreifen schnell vorbei. Beziehungsweise wäre es das wohl, wenn das ESP wirklich ganz aus wäre. Zunächst dachte ich noch, es liege am Turboloch, dass mir am Kurvenausgang nicht die volle Leistung zur Verfügung steht... also stieg ich früher und früher aufs Gas, aber auch wenn ich bereits vor dem Scheitel voll drauflatschte, konnte ich keinerlei Drift provozieren.

Das hat mich natürlich ziemlich wütend gemacht und ich habe die Kiste immer wilder rumgeworfen, um überhaupt ein bisschen Leben in die Bude zu bekommen. Ja, und die grosse, lange kopflastige Ding bekommt schon ordentlich Seegang, fängt an zu pumpen mit seinen unterdämpften Fahrwerk. Aber das höchste der Gefühle war ein bisschen Einlenkuntersteuern, wenn man viel zu schnell ins Eck ballert. Das Heck mag leider nie wirklich mitspielen.

Gut, der Q4 ist jetzt die Allradversion, aber dass der Hecktriebler einen Quantensprung im Fahrspass liefern kann, wage ich zu bezweifeln.

So nach 20 Minuten wurde meinem Beifahrer dann doch etwas unwohl, aber es dauerte immerhin noch fünf Minuten von „you know I just had a lot of lunch before we started...“ bis zu „we have to stop NOW“...

Valerio hat sich dann noch ein paar Mal entschuldigt, dass er schlapp machte, freute sich aber, weil „I can feel that the car likes to be driven like that“... öh... naja... not really.

Irgendwie ein Luxusofen wie jeder andere, schon gut und stressfrei beim Cruisen, aber unter fahrdynamischen Gesichtspunkten bietet er eigentlich keine Optionen. Fühlt sich an, als hätten sie das Auto nicht wirklich zu Ende entwickelt und lieblos husch-husch abgestimmt.



Fazit:

Ich habe wenig erwartet und wurde dennoch enttäuscht. Der neue Quattroporte ist ein Auto ohne Eigenschaften.

Funktionell ist ihm wenig vorzuwerfen, aber wenn man die Maserati-Dreizacke durch Audi-, BMW- oder gar Skoda-Symbole ersetzen würde, würde sich auch niemand verwundert am Kopf kratzen. Der einzige Vorteil gegenüber einem 5er oder 7er BMW ist, dass man auf die Frage „Was für ein Auto fährst Du denn?“ lässig mit einem Anflug von dolce Vita „Maserati!“ antworten kann. Funktioniert natürlich nur, wenn man auf Leute trifft, die sich noch an Maserati erinnern können...



Ob diese Durchschnittlichkeit Maserati helfen wird, ihr auf 50.000 Autos pro Jahr vervielfachtes Absatzziel zu erreichen? Angesichts der vielen Quattroporte und Ghibli, die man täglich in Zürich sehen kann, bin ich garnicht mal soo skeptisch.



Valerio meinte, mir würde wahrscheinlich der MC Stradale, den sie auch noch als Vorführer hätten, besser gefallen...

MC Stradale? Die Hardcore-Pseudoracer-Version des GranTurismo? Bin gleich wieder wach und elektrisiert!

Eventuell gäbe es eine Möglichkeiten, wobei es schwierig wäre, da man nur mit einem Maserati-Instruktor fahren könne, er müsse mal schauen...


RE: Porschefan testet Maserati - garyman - 22.01.2015

Link habe ich auch keinen. Man sollte den Bericht auch eher mit etwas Humor sehen. Nachdem sich ja alle Porschefahrer für (Ironie an) geborene Rennfahrer halten nur weil sie es mal geschafft haben eine Rennstrecke ohne Kratzer zu überstehen (Ironie aus) habe ich den Artikel amüsiert gelesen. Klar stellt man immer wieder einen Bezug zu seinem Auto oder Marke her, aber das ist schon überzogen. Trotzdem ist nicht alles falsch was er so schreibt zum Stradale.
Den Artikel vom QP kannte ich noch nicht. Gefällt mir auch nicht. Der QP ist m.E. nicht schlecht und mit 530 PS bewegt er sich flott und komfortabel.


RE: Porschefan testet Maserati - grigio - 22.01.2015

Ich muss gestehen, dass ich die "nur eingeschränkt euphorischen" Aussagen zur gestalterischen Qualität - wohlgemerkt, NICHT Materialanmutung und Fertigungsqualität - der aktuellen Maserati-Modellpalette absolut teilen kann. Es gibt eine gewisse Tendenz zur Beliebigkeit. Gilt für mich aber auch fūr die aktuellen Rennkäfer.

Vermutlich werde ich einfach alt. Bawling


RE: Porschefan testet Maserati - Neo - 22.01.2015

Diese ganzen Berichte zeugen doch nur von einem..................der Hersteller gibt vor wasd mitm Auto machen darfst und das kanns dann auch. Ohne Helferlein traut sich doch keine arme Sau mehr auf die Strasse. Richtig Driften ?? verbieten ESP und und und .....
Autofahren muss man können und auch lernen dürfen und darf mans nicht dann kann mans auch nicht und dann muss man Fragen stellen wie Gas wegnehmen beim Schalten.. oder viel Gas geben ooohhhh ohhh das hat schon was den schweren QP ohne alle elektronischen Begrenzungen an die Leistungsgrenzen zu bringen aber ich bin sicher ein guter Fahrer hat nach einer halben Stunde Gewöhnung viel Spass damit. Der Mendelpass is eh nix für die Maseratis des hab ich schon lang raus... wars mit der BMW Paris Dakar schon schwer genug... Aber den Passo de Tonale .. der ist mitm Maserati (Biturbo Handschalter) eine wahre Freude oder vom Mendelscheitelpunkt hinunter nach st.Leonard eine Kurve schöner als die andere und immer jede Kurve einsehbar . UND alles ausschalten was elektronisch ist. So geht Autofahren alles andere ist uninteressantes Gesülze

gruß
HeinzSmokinSmokinSmokinSmokinSmokin


RE: Porschefan testet Maserati - Grobi - 23.01.2015

Auf jeden Fall hat er eine ganz witzige Art zu schreiben. Und er scheint sich auch einigermaßen mit der Technik auszukennen.

grigio schrieb:Ich muss gestehen, dass ich die "nur eingeschränkt euphorischen" Aussagen zur gestalterischen Qualität  - wohlgemerkt, NICHT Materialanmutung und Fertigungsqualität - der aktuellen Maserati-Modellpalette absolut teilen kann.  Es gibt eine gewisse Tendenz zur Beliebigkeit. Gilt für mich aber auch fūr die aktuellen Rennkäfer.

Geht mir auch so. QP6 und Ghibli kann ich optisch überhaupt nichts abgewinnen. Jaguar (vom F-Type abgesehen) ist für mich in der gleichen Richtung unterwegs. Schade (für beide Marken)!


RE: Porschefan testet Maserati - penzi - 25.01.2015

Zurück zum Anfang (auch wenn ich mir nur schwer verkneifen kann, auch was zum trendigen Ghibli-bashing beizutragen):

Der MC Stradale ist, wie der Autor ja wohl auch findet, für einen Viersitzer schon ein tolles Paket.  Das Zusammenspiel von Leistung, Gewicht, Handling, Platzangebot, Atmosphäre und Lärm, würde ich behaupten, ist sensationell. Die leidige, aber natürlich wichtige Frage, ob man die 150k (oder gar 170k für die 100-Jahr-Edition, die ich fahren durfte) nicht anderswo ausgeben sollte, bleibt. Aber zumindest sollte man nicht (wieder ...) anfangen zu sagen, Turbo S oder ein ziemlich neuer 458, macht ja keinen Sinn  ...

Passender ist aus meiner Sicht folgendes: Als ich den MC gefahren habe, war mein Vergleichsmaßstab mein eigener QP 4.7S und der Panamera GTS und definitiv nicht ein "997S mit 355 PS ..." (Den vergleiche ich doch auch nicht mit einem für Bergrennen gepimpten Peugeot 20x, oder?)
Der MC schiebt nochmal deutlich anders als der QP - die 30 PS, die knapp 200 kg und wie die Gänge eingelegt werden, merkt man schon deutlich und der Sound macht noch mehr Gänsehaut als die GTS-Abgasanlage.
Für das, was ich fahren kann und fahren darf (wer Strecke fahren will, kauft sich doch keinen Maserati, oder?), bringt mich der Panamera um die Kurven rum definitiv nicht weiter. Alles andere (oben erwähnte, für mich und wohl für fast alle hier kaufrelevante) im Panamera will ich erst gar nicht erwähnen.
Hier, wo der Vergleich legitim ist, erscheint der Preis des aktuellen MC natürlich bizarr. Aber nur der nominelle, auf dem Markt gehen v.a. die GT S und auch die MC ja jetzt zu interessanten Preisen her, vielleicht auch bald der viersitzige MC ...


RE: Porschefan testet Maserati - maserati-wast - 25.01.2015

Einen Porsche GT3 mit einem Maserati zu vergleichen ist meiner Meinung nach so etwas wie Äpfel mit Birnen. Ich bin selbst GT3 gefahren und die Charakteristik und Traktion des Porsche ist wegen des überragenden Heckmotorprinzips und Gewichts eine ganz andere - die GT3 sind reine Rennmaschinen und die besten ausgereiftesten Sportwagen (deutsches, schwäbisches Handwerk, über 50 Jahre das gleiche Konzept verfolgt) der Welt.
Sollte jemand ausschließlich gerne ganz sportlich unterwegs sein, dann muss er zum GT3 greifen - will man lieber mehr stilvoll, exclusiv, sportlich und doch bequem unterwegs sein, dann ist Maserati die Marke.
Am besten ist es natürlich, man hat beide Autos in der Garage :-)

Ob Porsche oder Maserati, jedes dieser Autos hat seine speziellen Qualitäten und macht vollendeten Spass.