27.09.2012 - 18:43
GitTi's Story, Teil 2
Irgendwie war das ein ganz schön großes Stück Schwermetall, dass da in der Einfahrt meines Pferdehändlers in Unna stand. Argentinisch blau metallic mit roten Bremssätteln, die durch die Felgen durchschienen: GitTi. M. fragt, ob ich fahren möchte. Au Backe, der letzte Automatik - das war vor ungefähr dreißig Jahren. "Benutze niemals den linken Fuß.", so viel ist hängengeblieben. Mit der Paddelschaltung hab ich mich gar nicht ausgekannt, dann doch besser Automatik. Aber bevor ich riskiere, den Maserati gleich auf den ersten Metern in der Ausfahrt zu schrotten, lass ich mir doch lieber erstmal zeigen, wie er sich so fährt. Ich mach die Beifahrertür auf und die rahmenlose Scheibe zieht beim Anheben des Türgriffs das Genick ein, zwei Zentimeter weit ein, damit beim zuschlagen der Tür das Glas nicht beschädigt werden kann - wenn man das erste Mal ganz unvorbereitet mit einem 4200er Kontakt aufnimmt kann man leicht beeindruckt werden :-)
Sitz nach vorne klappen, meine bessere Hälfte muss leider nach hinten, irgendwo in einen der Schalensitze im weit entfernt liegenden Heck des Raumschiffs. So jedenfalls kam es mir vor, als ich mich das erste Mal im Auto umgedreht und nach hinten gesehen hab: Ganz weit weg war da die Heckscheibe, tropfenförmig zufließend und ihrerseits in fließende, geschwungene Formen eingearbeitet im sanften Anstieg der Talmulde, die ihren Anfang zwischen den Kopfstützen im Font hat und die in anderen Autos einfach nur "Hutablage" ist - es war wirklich ein bisschen wie in einem Raumschiff (und ich muss zugeben, dass ich den Anblick immer noch genial finde).
Also Rückenlehne nach vorne klappen - surr, surr, surr - der Sitz bewegt sich nach vorne, um den Einstieg zu erleichtern. Oh Mann, ich war doch nur FIAT gewohnt. Oder Ford. Oder nen Toyota FJ55 Stationwagon, der zumindest vom Hubraum vergleichbar war. Nur hat GitTi kein Ersatzrad - ist aber nicht so schlimm: Beim FJ55 war das an einem Kettenzug unter dem Fahrzeug befestigt. Der hatte dann den Nachteil, dass er irgendwann festrosten konnte. Hat hier irgendjemand schon mal versucht, mit der Metallsäge von einem schweizer Offizierstaschenmesser den festgerosteten Kettenzug vom Ersatzrad eines FJ55 durchzusägen? Ich sag nur so viel - es geht, auch wenn da nur 3 oder 4 cm Spiel zum sägen ist. Kein Ersatzrad find ich echt gut.
Das schwarze Leder sah eigentlich ganz gut aus. Professionelle Sattler sehen auf den ersten Blick, was Leder und was Kunstleder ist, ich nicht (Vollleder wurde im 4200er nicht verbaut). Egal, es hat einen guten Eindruck hinterlassen und war nicht beschädigt. Das konnte man von dem kleinen "CambioCorsa" Schriftzug am Handschuhfach nicht sagen, der war flexibel aufgehängt: "Cambio" stand in einem 50 Grad Winkel nach rechts oben geneigt, "Corsa" in ungefähr 110 Grad nach rechts unten. Man konnte beide Teile des Wortes stufenlos je nach Geschmack nachregeln, manuelle optische Emotionalisierung, sozusagen, irgendwann sind sie dann leider abgefallen... Nicht schlimm, für knapp 14 Euro eines der richtigen Schnäppchen im Ersatzteilprogramm.
Die Metallteile der Mittelkonsole sind bordeauxrot, fast schon rotbraun - kombiniert mit dem schwarzen Leder einfach ein Hingucker. M. erklärt mir die Schaltung mit den Wippen - ganz einfach, links runter, rechts hoch. Und rückwärts geht's mit dem kleinen Hebel in der Mittelkonsole, einfach anheben und zurückziehen. Der Große neben mir auf dem Fahrersitz guckt mich plötzlich ganz durchdringend an und sagt sehr bedeutungsschwer ganz leise und langsam: "Blooooß nicht zu fest anheben, den Heeeebel...". Es wird immer gefährlich, wenn jemand etwas bedeutungsschwer und leise sagt... Wär ich nie drauf gekommen, dass das keine Reissleine ist (vom Fallschirmspringen versteh ich allerdings noch weniger als von Autos) - M aber wahrscheinlich schon.
Ich sag jetzt einfach mal, dass es noch kein Verbrechen ist, wenn im täglichen Kampf um einen Parkplatz mal die Panik ausbricht und zu fest am Hebel gerissen wird (der eigentliche Grund war aber bestimmt ein anderer - dazu kommen wir noch). Der verzweifelte Versuch, den er vorgenommen hat, das kleine T-förmige Hebelchen wieder zu installieren, aber schon: Es gibt da ein kleines Loch zwischen der inneren und äußeren Alu-Blende der Mittelkonsole, in das eine Art Haken eingeführt werden muss, dann lässt sich der Teil der Konsole, unter der der Hebel fixiert ist, problemlos öffnen. Mein Maserati Enthusiast hat es wohl irgendwie mit nem Spannungsprüfer geschafft. Ging zwar nicht so spurlos, hat aber funktioniert. Wen die Kratzer am Rand der äußeren Alu-Blende jetzt stören - die Blende gibt's neu. Bei ungefähr 1.400 Euro leider kein Schnäppchen. Also - soooo schlimm find ich die Kratzer nicht...
Das Gemeinste war die psychologische Kriegsführung. Ich weiß bis heute noch nicht, mit was sie GitTi eingerieben haben - aber meine Herren, hat die gut gerochen. Vielleicht ist es das sagenumwobene Swizöl? Und dann - dann hab ich ihre Stimme gehört und irgendwie war's das. Keine Ahnung, was sie gesagt hat. Klang wie "hebbwel hebbwel hebbwel", nur vieeeel mehr kehlig und vieeeeel tieeeefer. Nix Sportauspuff, natürliche Schönheit sag ich nur und die haucht Dir Sachen ins Ohr, die die Welt ganz weit weg rücken lassen. Ganz langsam setzt sie sich in Bewegung, Schauergeschichten über das CambioCorsa Getriebe und bockende Coupés - so'n Quatsch, bei M war das alles ganz problemlos. "Ich lass das Radio mal aus" - zumindest da hat er recht gehabt, kein Programm ist besser ist als das V8 Geblubber und ich hab seit ich GitTi gekauft hab noch nie so wenig Radio im Auto gehört.
Das Fliegen kommt in der nächsten Post. Bis dahin, take care und viele Grüße
Ralf
Irgendwie war das ein ganz schön großes Stück Schwermetall, dass da in der Einfahrt meines Pferdehändlers in Unna stand. Argentinisch blau metallic mit roten Bremssätteln, die durch die Felgen durchschienen: GitTi. M. fragt, ob ich fahren möchte. Au Backe, der letzte Automatik - das war vor ungefähr dreißig Jahren. "Benutze niemals den linken Fuß.", so viel ist hängengeblieben. Mit der Paddelschaltung hab ich mich gar nicht ausgekannt, dann doch besser Automatik. Aber bevor ich riskiere, den Maserati gleich auf den ersten Metern in der Ausfahrt zu schrotten, lass ich mir doch lieber erstmal zeigen, wie er sich so fährt. Ich mach die Beifahrertür auf und die rahmenlose Scheibe zieht beim Anheben des Türgriffs das Genick ein, zwei Zentimeter weit ein, damit beim zuschlagen der Tür das Glas nicht beschädigt werden kann - wenn man das erste Mal ganz unvorbereitet mit einem 4200er Kontakt aufnimmt kann man leicht beeindruckt werden :-)
Sitz nach vorne klappen, meine bessere Hälfte muss leider nach hinten, irgendwo in einen der Schalensitze im weit entfernt liegenden Heck des Raumschiffs. So jedenfalls kam es mir vor, als ich mich das erste Mal im Auto umgedreht und nach hinten gesehen hab: Ganz weit weg war da die Heckscheibe, tropfenförmig zufließend und ihrerseits in fließende, geschwungene Formen eingearbeitet im sanften Anstieg der Talmulde, die ihren Anfang zwischen den Kopfstützen im Font hat und die in anderen Autos einfach nur "Hutablage" ist - es war wirklich ein bisschen wie in einem Raumschiff (und ich muss zugeben, dass ich den Anblick immer noch genial finde).
Also Rückenlehne nach vorne klappen - surr, surr, surr - der Sitz bewegt sich nach vorne, um den Einstieg zu erleichtern. Oh Mann, ich war doch nur FIAT gewohnt. Oder Ford. Oder nen Toyota FJ55 Stationwagon, der zumindest vom Hubraum vergleichbar war. Nur hat GitTi kein Ersatzrad - ist aber nicht so schlimm: Beim FJ55 war das an einem Kettenzug unter dem Fahrzeug befestigt. Der hatte dann den Nachteil, dass er irgendwann festrosten konnte. Hat hier irgendjemand schon mal versucht, mit der Metallsäge von einem schweizer Offizierstaschenmesser den festgerosteten Kettenzug vom Ersatzrad eines FJ55 durchzusägen? Ich sag nur so viel - es geht, auch wenn da nur 3 oder 4 cm Spiel zum sägen ist. Kein Ersatzrad find ich echt gut.
Das schwarze Leder sah eigentlich ganz gut aus. Professionelle Sattler sehen auf den ersten Blick, was Leder und was Kunstleder ist, ich nicht (Vollleder wurde im 4200er nicht verbaut). Egal, es hat einen guten Eindruck hinterlassen und war nicht beschädigt. Das konnte man von dem kleinen "CambioCorsa" Schriftzug am Handschuhfach nicht sagen, der war flexibel aufgehängt: "Cambio" stand in einem 50 Grad Winkel nach rechts oben geneigt, "Corsa" in ungefähr 110 Grad nach rechts unten. Man konnte beide Teile des Wortes stufenlos je nach Geschmack nachregeln, manuelle optische Emotionalisierung, sozusagen, irgendwann sind sie dann leider abgefallen... Nicht schlimm, für knapp 14 Euro eines der richtigen Schnäppchen im Ersatzteilprogramm.
Die Metallteile der Mittelkonsole sind bordeauxrot, fast schon rotbraun - kombiniert mit dem schwarzen Leder einfach ein Hingucker. M. erklärt mir die Schaltung mit den Wippen - ganz einfach, links runter, rechts hoch. Und rückwärts geht's mit dem kleinen Hebel in der Mittelkonsole, einfach anheben und zurückziehen. Der Große neben mir auf dem Fahrersitz guckt mich plötzlich ganz durchdringend an und sagt sehr bedeutungsschwer ganz leise und langsam: "Blooooß nicht zu fest anheben, den Heeeebel...". Es wird immer gefährlich, wenn jemand etwas bedeutungsschwer und leise sagt... Wär ich nie drauf gekommen, dass das keine Reissleine ist (vom Fallschirmspringen versteh ich allerdings noch weniger als von Autos) - M aber wahrscheinlich schon.
Ich sag jetzt einfach mal, dass es noch kein Verbrechen ist, wenn im täglichen Kampf um einen Parkplatz mal die Panik ausbricht und zu fest am Hebel gerissen wird (der eigentliche Grund war aber bestimmt ein anderer - dazu kommen wir noch). Der verzweifelte Versuch, den er vorgenommen hat, das kleine T-förmige Hebelchen wieder zu installieren, aber schon: Es gibt da ein kleines Loch zwischen der inneren und äußeren Alu-Blende der Mittelkonsole, in das eine Art Haken eingeführt werden muss, dann lässt sich der Teil der Konsole, unter der der Hebel fixiert ist, problemlos öffnen. Mein Maserati Enthusiast hat es wohl irgendwie mit nem Spannungsprüfer geschafft. Ging zwar nicht so spurlos, hat aber funktioniert. Wen die Kratzer am Rand der äußeren Alu-Blende jetzt stören - die Blende gibt's neu. Bei ungefähr 1.400 Euro leider kein Schnäppchen. Also - soooo schlimm find ich die Kratzer nicht...
Das Gemeinste war die psychologische Kriegsführung. Ich weiß bis heute noch nicht, mit was sie GitTi eingerieben haben - aber meine Herren, hat die gut gerochen. Vielleicht ist es das sagenumwobene Swizöl? Und dann - dann hab ich ihre Stimme gehört und irgendwie war's das. Keine Ahnung, was sie gesagt hat. Klang wie "hebbwel hebbwel hebbwel", nur vieeeel mehr kehlig und vieeeeel tieeeefer. Nix Sportauspuff, natürliche Schönheit sag ich nur und die haucht Dir Sachen ins Ohr, die die Welt ganz weit weg rücken lassen. Ganz langsam setzt sie sich in Bewegung, Schauergeschichten über das CambioCorsa Getriebe und bockende Coupés - so'n Quatsch, bei M war das alles ganz problemlos. "Ich lass das Radio mal aus" - zumindest da hat er recht gehabt, kein Programm ist besser ist als das V8 Geblubber und ich hab seit ich GitTi gekauft hab noch nie so wenig Radio im Auto gehört.
Das Fliegen kommt in der nächsten Post. Bis dahin, take care und viele Grüße
Ralf