henry le schrieb:wenn ich jetzt über meine tollen ledersitze streiche, kann ich sagen das es die gleichen auch in einem auto für 50000.- euro gibt.
... wenn Du neben einem Thesis an der Ampel stehst, musst Du Dich sogar fragen, ob der seinen nicht gerade für 3.000 EUR geschossen hat http://suchen.mobile.de/auto-inserat/lan...res=EXPORT und mit einem schönen Alfa V6 sogar ruckelfreier durch die City cruist als Du mit Deinem CC. Dann streichelt der über die selbe Lederqualität wie Du, hat aber dafür nur den Gegenwert "eines Tellers warmer Suppe" ausgegeben.
Mal ohne auf die Gleichteil-Strategie der Hersteller einzugehen (was hat Fiat da für andere Möglichkeiten im Oberklasse-Segement, wenn man mal die Stückzahlen von VW, Mercedes, BMW, Audi zum Vergleich ranzieht?): In Deiner Aussage steckt ja ein Abgrenzungsproblem. Du hast Dich vorher gefreut, als Du das Leder in Deinem Auto bewundert hast - aber seit Du weißt, dass ein Thesis-Fahrer das gleiche Vergnügen hat, ist Dir der Spaß vergangen. Das ist menschlich verständlich, denn jeder hat die Sehnsucht nach Abgrenzung und möchte als Individuum wahr genommen werden. Und das wird oft über Besitztum praktiziert.
Ich will jetzt keine soziologische Debatte beginnen und wahrscheinlich will ich mich gerade nur vor der Arbeit hier im Office drücken, aber ich finde nicht, dass es unserer Gesellschaft schlecht zu Gesichte steht, bezüglich dieser Abgrenzungsgedanken ein wenig klassenloser zu werden. Da echtes Vermögen heute in den seltensten Fällen erarbeitet, sondern vererbt wird, ist es gut, wenn arbeitende Menschen auch in den Genuss von "Luxus" kommen können. In vielen Bereichen (insbesondere beim Immobilien-Thema, zumindest in Städten wie in München) ist dies schlicht unmöglich, bei anderen zur Abgrenzung tauglichen Konsumbereichen aber geht das.
Heute kann man sich exzellent kleiden für kleines Geld (das war nicht immer so) - wenn man Stil hat.
Man kann sich weiterbilden (Informationen sind so leicht zugänglich wie nie) - wenn man Interesse hat.
Und man kann auch ein exklusives Auto (ich zähle mal den Thesis dazu, auch wenn er mir persönlich nicht zusagt) für ein überschaubares Investment fahren - wenn man Geschmack hat.
Das alles finde ich grundsätzlich positiv. Das Problem ist ja nur, dass eher zu wenige die Chancen ergreifen - eben weil es am Geschmack, Bildungshunger o.ä. fehlt. Insofern würde ich mich als QP V-Fahrer eher freuen, wenn ich nach einem Jahr mal wieder einen Thesis auf der Straße sehen würde und mir sagen: "Da hat einer seine 3.000 EUR aber stilvoll investiert - anstatt sie wie alle anderen in einen VW Derby oder so zu stecken..." Eigentlich ist so ein Thesis-Fahrer doch super: Die Nachbarn denken, "wie kommt der zum Bentley?", sein 3.2 V6 schluckt 20 Liter und alle Nas' lang ist wieder irgendwas mit der Elektronik im Arsch - und der Typ kloppt Überstunden, um sich so etwas leisten zu können, was nur ihm gefällt! Und Du als QP V-Owner hast daran Deinen Anteil, weil ohne Gleichteile beide Autos teurer wären.
Theoretisch könnte auch der Besitzer eines Concours d'Élégance-Quattroporte I die Nase rümpfen, wenn er neben einem QP V steht und sich sagen: "Herrschaftszeiten, heute kann man ja sogar einen nicht mal 10 Jahre alten Quattroporte für kaum mehr als 12.000 Euro fahren..."
Was ich sagen will: Grenze Dich mit Stil ab, nicht mit dem materiellen Besitztum. Dann stört es Dich auch nicht mehr, dass Dein QP Gleichteile aus dem Thesis besitzt.
Grüße
Don Jupp