29.11.2013 - 19:36
"Sind wir zu schnell gefahren...?"
"Vieeeeeeel zu schnell...."
Officer I. wog bedeutungsschwer lächelnd seinen Kopf hin und her. Kurz vorher blickte ich noch in den Rückspiegel unseres Honda N-Box, eines Pekinesen auf Rädern, und sah das fröhliche Blinken roter Lichter an einem weißen Motorrad direkt hinter uns, irgendwo auf der Landstraße zwischen Kitakami und Tonno. "Entweder ist das hinter uns der Weihnachtsmann, der sich im Kalender geirrt hat, oder es ist eine Motorradstreife, die uns anhalten will." Akiko meinte nur, dass er bestimmt gleich vorbeifährt. "Brabbelbrabbelbrabbel Kudasai" tönte es aus den Lautsprechern am Motorrad. "Oh, er möchte, dass wir nach der nächsten Kurve links anhalten."...
"Die Vorderreifen sind ganz neu aufgezogen!". Ich erinnere mich noch, als wenn es gestern gewesen wäre, als ich GitTi gekauft hab und den Spruch damals gehört hab: Der Große hatte sein Sonntagslächeln aus der hintersten Ecke seines Schauspielerrepertoir's rausgekramt. Damals dachte ich "Mann, ist der nett." Heute weiß ich, was das heißt und wie es zu übersetzen ist. GitTi war beim Doc während wir Urlaub in Japan machten. Mal wieder feinstes Motoröl schlürfen und neue Bremsscheiben und Beläge montieren. GitTi auf der Schönheitsfarm. "Doc, wenn irgendetwas Besonderes vorkommt, schicken Sie mir ne Email, ich guck auch in Japan rein." "Klar, kein Problem.". Emails, die mit "Ich will Ihnen ja nicht den Urlaub vermiesen..." anfangen, können nicht gut weitergehen. "Die Vorderreifen sind schief abgefahren, wir haben uns die Sache mal angesehen. Die unteren Traggelenke sind ausgeschlagen." Oha. "Naja, Maserati stellt die auf eine eigene Weise her. Die werden eingepresst und sind gekapselt, was dazu führt, dass die Traggelenke nicht erneuert werden können." Oooooha. "Wir müssen leider die unteren Lenker tauschen." Der aufmerksame Leser weiß, was kommt: .........
Richtig! 2.000 Euro. Weil bei Maserati selbst der letzte Krümel immer 2.000 Euro kostet und weil die Lenker davon keine Ausnahme machen. Man mag jetzt einwenden, dass es ja doch nur rund 1.800 Euro sind und nicht 2.000. Okay, ich geb es zu, es sind nicht ganz 2.000 Euro. Die verbleibenden knapp 200 Euro wird jetzt auch bei mir der Deckel des Aschenbechers fressen, auf dessen Oberseite sich der angebrachte Schriftzug dazu entschlossen hat, in Zukunft zwischen "Ma" und "serati" getrennte Wege zu gehen.
"Die Vorderreifen sind ganz neu aufgezogen!". Jaaaaa verdammt, weil sonst jeder gesehen hätte, dass sie ungleich abgefahren sind. Dumm nur, dass ich selbst dann nicht gewusst hätte, was das zu bedeuten hat. Da hat der Große doch glatt Perlen vor die Säue geworfen. Positiv denken ist, selbst in der Katastrophe noch die kleinen Siege zu sehen.
Der Doc bekommt eine Postkarte aus Japan mit dem dezenten Hinweis, dass ich mir das nächste Mal ein Auto von hier mitbringe - GT-R, Sunbeam, egal. Irgendwie find ich im Moment alles besser als italienische Autos.
Officer I. ist einfach nett. "Wissen Sie, es geht uns ja um die Sicherheit der Autofahrer. Also achten Sie bitte besser auf Ihre Geschwindigkeit.". "Übrigens: Ich bin mir nicht sicher, ob Sie mit diesem Führerschein hier fahren dürfen. Werden in Deutschland die Führerscheine nie erneuert?" Der 16 Jährige, der Officer I. von dem grauen Lappen her entgegengrinste, war irgendwann mal ich. "Nein, in Deutschland muss man das nicht machen." Soll aber ja demnächst irgendwann kommen. "Die Übersetzung ist von JAF. Das ist der japanische ADAC. Aber der darf ja eigentlich keine amtlichen Dokumente ausstellen, es ist ja nur ein Verein." "Ja, wissen Sie Officer, er übersetzt den Führerschein ja nur und bestätigt dann, dass diese Übersetzung korrekt ist." "Also ich weiß nicht - normalerweise gibt es da dieses Genfer Abkommen..." Stimmt und es gibt nur drei Länder, die davon ausgenommen sind. Deutschland und die Schweiz und.... hab's vergessen. "Also mir wäre es lieber, wenn Ihre Frau weiterfährt...." Und wir tauschen die Plätze und das Motorrad - brummel brummel brummel - tuckert weg und wir bleiben einfach noch n bissl beeindruckt auf dem Parkplatz stehen. Nach zwanzig Minuten brummelt's wieder. Officer I. kommt zurück. "Ich hab nochmal nachgesehen. Es gibt eine Ausnahmegenehmigung für Deutschland, die Schweiz und Frankreich, weil dort die Führerscheinprüfung ähnlich gründlich ist wie in Japan. Deshalb können Sie mit Ihrem Führerschein und der Übersetzung weiterfahren, das ist okay." "Und wenn wir nochmal angehalten werden?" "Sagen Sie einfach, Officer I. hat das geprüft. Es gibt nur einen Officer I. in Iwate, dann weiß man bescheid. Ich wünsche Ihnen eine sichere Weiterfahrt."
Was hätte Officer I. nur gesagt, wenn er Herrn A. getroffen hätte? Herr A. hat einen 4200er aus Bologna auf eigene Faust nach Japan importiert. Ein Handschalter mit 30.000 km, gerade mal gut eingefahren. Verdammt gut eingefahren. Das Auto geht unglaublich gut. "Was sind das für Leute, die in Deutschland solche Autos fahren?" "Enthusiasten. Es sind Leute, die eine Leidenschaft dafür haben." und die diese manchmal teuer bezahlen. Herr A. lacht. Ja, er weiß das. Und sein Freund, der mich ein Stück weit in einem herrlichen dunkelroten F355 mitgenommen hat, auch. Herr A. lacht wieder: "Er hat in den Ferrari schon so viel reingesteckt, dass er sich in Japan einen neuen 3er BMW hätte kaufen können." Ich erfahre, dass Herr A.'s Freund schon einiges an Autoerfahrung hat: QP V, TVR, Ferrari. "Seit wann fährt er den 355er?". "Seit einem Jahr." Und Herr A. lacht.
"Vieeeeeeel zu schnell...."
Officer I. wog bedeutungsschwer lächelnd seinen Kopf hin und her. Kurz vorher blickte ich noch in den Rückspiegel unseres Honda N-Box, eines Pekinesen auf Rädern, und sah das fröhliche Blinken roter Lichter an einem weißen Motorrad direkt hinter uns, irgendwo auf der Landstraße zwischen Kitakami und Tonno. "Entweder ist das hinter uns der Weihnachtsmann, der sich im Kalender geirrt hat, oder es ist eine Motorradstreife, die uns anhalten will." Akiko meinte nur, dass er bestimmt gleich vorbeifährt. "Brabbelbrabbelbrabbel Kudasai" tönte es aus den Lautsprechern am Motorrad. "Oh, er möchte, dass wir nach der nächsten Kurve links anhalten."...
"Die Vorderreifen sind ganz neu aufgezogen!". Ich erinnere mich noch, als wenn es gestern gewesen wäre, als ich GitTi gekauft hab und den Spruch damals gehört hab: Der Große hatte sein Sonntagslächeln aus der hintersten Ecke seines Schauspielerrepertoir's rausgekramt. Damals dachte ich "Mann, ist der nett." Heute weiß ich, was das heißt und wie es zu übersetzen ist. GitTi war beim Doc während wir Urlaub in Japan machten. Mal wieder feinstes Motoröl schlürfen und neue Bremsscheiben und Beläge montieren. GitTi auf der Schönheitsfarm. "Doc, wenn irgendetwas Besonderes vorkommt, schicken Sie mir ne Email, ich guck auch in Japan rein." "Klar, kein Problem.". Emails, die mit "Ich will Ihnen ja nicht den Urlaub vermiesen..." anfangen, können nicht gut weitergehen. "Die Vorderreifen sind schief abgefahren, wir haben uns die Sache mal angesehen. Die unteren Traggelenke sind ausgeschlagen." Oha. "Naja, Maserati stellt die auf eine eigene Weise her. Die werden eingepresst und sind gekapselt, was dazu führt, dass die Traggelenke nicht erneuert werden können." Oooooha. "Wir müssen leider die unteren Lenker tauschen." Der aufmerksame Leser weiß, was kommt: .........
Richtig! 2.000 Euro. Weil bei Maserati selbst der letzte Krümel immer 2.000 Euro kostet und weil die Lenker davon keine Ausnahme machen. Man mag jetzt einwenden, dass es ja doch nur rund 1.800 Euro sind und nicht 2.000. Okay, ich geb es zu, es sind nicht ganz 2.000 Euro. Die verbleibenden knapp 200 Euro wird jetzt auch bei mir der Deckel des Aschenbechers fressen, auf dessen Oberseite sich der angebrachte Schriftzug dazu entschlossen hat, in Zukunft zwischen "Ma" und "serati" getrennte Wege zu gehen.
"Die Vorderreifen sind ganz neu aufgezogen!". Jaaaaa verdammt, weil sonst jeder gesehen hätte, dass sie ungleich abgefahren sind. Dumm nur, dass ich selbst dann nicht gewusst hätte, was das zu bedeuten hat. Da hat der Große doch glatt Perlen vor die Säue geworfen. Positiv denken ist, selbst in der Katastrophe noch die kleinen Siege zu sehen.
Der Doc bekommt eine Postkarte aus Japan mit dem dezenten Hinweis, dass ich mir das nächste Mal ein Auto von hier mitbringe - GT-R, Sunbeam, egal. Irgendwie find ich im Moment alles besser als italienische Autos.
Officer I. ist einfach nett. "Wissen Sie, es geht uns ja um die Sicherheit der Autofahrer. Also achten Sie bitte besser auf Ihre Geschwindigkeit.". "Übrigens: Ich bin mir nicht sicher, ob Sie mit diesem Führerschein hier fahren dürfen. Werden in Deutschland die Führerscheine nie erneuert?" Der 16 Jährige, der Officer I. von dem grauen Lappen her entgegengrinste, war irgendwann mal ich. "Nein, in Deutschland muss man das nicht machen." Soll aber ja demnächst irgendwann kommen. "Die Übersetzung ist von JAF. Das ist der japanische ADAC. Aber der darf ja eigentlich keine amtlichen Dokumente ausstellen, es ist ja nur ein Verein." "Ja, wissen Sie Officer, er übersetzt den Führerschein ja nur und bestätigt dann, dass diese Übersetzung korrekt ist." "Also ich weiß nicht - normalerweise gibt es da dieses Genfer Abkommen..." Stimmt und es gibt nur drei Länder, die davon ausgenommen sind. Deutschland und die Schweiz und.... hab's vergessen. "Also mir wäre es lieber, wenn Ihre Frau weiterfährt...." Und wir tauschen die Plätze und das Motorrad - brummel brummel brummel - tuckert weg und wir bleiben einfach noch n bissl beeindruckt auf dem Parkplatz stehen. Nach zwanzig Minuten brummelt's wieder. Officer I. kommt zurück. "Ich hab nochmal nachgesehen. Es gibt eine Ausnahmegenehmigung für Deutschland, die Schweiz und Frankreich, weil dort die Führerscheinprüfung ähnlich gründlich ist wie in Japan. Deshalb können Sie mit Ihrem Führerschein und der Übersetzung weiterfahren, das ist okay." "Und wenn wir nochmal angehalten werden?" "Sagen Sie einfach, Officer I. hat das geprüft. Es gibt nur einen Officer I. in Iwate, dann weiß man bescheid. Ich wünsche Ihnen eine sichere Weiterfahrt."
Was hätte Officer I. nur gesagt, wenn er Herrn A. getroffen hätte? Herr A. hat einen 4200er aus Bologna auf eigene Faust nach Japan importiert. Ein Handschalter mit 30.000 km, gerade mal gut eingefahren. Verdammt gut eingefahren. Das Auto geht unglaublich gut. "Was sind das für Leute, die in Deutschland solche Autos fahren?" "Enthusiasten. Es sind Leute, die eine Leidenschaft dafür haben." und die diese manchmal teuer bezahlen. Herr A. lacht. Ja, er weiß das. Und sein Freund, der mich ein Stück weit in einem herrlichen dunkelroten F355 mitgenommen hat, auch. Herr A. lacht wieder: "Er hat in den Ferrari schon so viel reingesteckt, dass er sich in Japan einen neuen 3er BMW hätte kaufen können." Ich erfahre, dass Herr A.'s Freund schon einiges an Autoerfahrung hat: QP V, TVR, Ferrari. "Seit wann fährt er den 355er?". "Seit einem Jahr." Und Herr A. lacht.