26.09.2012 - 22:03
Westfälische Gebrauchtwagenhändler sind die Nachfahren der dortigen Pferdehändler...
Schluck. Mein Chef kommt von dort, er weiß es bestimmt. Sollte ich besser doch nicht fahren und mir das Coupé ansehen? Ich hab doch soooo viel gelesen, hab mich echt schlau gemacht und bin in gesetztem Alter, was kann mir denn schon passieren? Und dann kam GitTi und alles war ganz anders. Mein Chef hat's ja gleich gewusst. Aber ich hab ja noch nie gehört.
Am Anfang war GitTi noch nicht GitTi. Am Anfang war sie ein 3200er GTA der in Marbella zu Hause war. Bologna rot metallic, braune Innenausstattung, 30.000 km gelaufen, zwei Vorbesitzer. Er wurde vom Chef eines Autohauses gefahren, der ihn vom Vorbesitzer gekauft hatte. Der Email Kontakt war freundlich und nett, die Fotos sahen gut aus. Das Fahrzeug war neu lackiert - fand ich nicht so prickelnd, aber die Erklärung war einleuchtend: Eine neue Lackierung ist über die Versicherung abgedeckt und dann lässt man halt alle paar Jahre neu lackieren - es kostet ja nichts.
Maserati in Spanien angeschrieben, super netter und schneller Kontakt - gerne könnte man dort das Auto ganz neutral bewerten. Das dann doch nichts draus wurde lag an den Preisverhandlungen - leider fehlte der Masterkey und der Verkäufer wollte das Auto lieber selbst weiterfahren, als beim Preis nachzugeben. Die letzte Wartung und der Zahnriemenwechsel wurden vom Verkäufer selbst gemacht ("Our mechanics are much better then the Maserati mechanics..."). Aber mit neuer Schließanlage und mit zur Sicherheit durchgeführtem erneuten Zahnriemenwechsel hätte der Preis leider nicht gepasst.
Bei einem Besuch bei einem der lokalen Maserati Händler nach einem 3200er gefragt, leider war nichts passendes da - außer das Sammlerstück des Chefs, könnte aber auch verkauft werden. Leider hat der Lack - tiefes Dunkelgrün - das Schicksal vieler dunkler Lacke erlitten und wies bei hellem Licht viele kleine Kratzer auf. Daraufhin haben dunkle Lacke in meiner internen Bewertungsskala Punktabzug erhalten... Dafür gab es gute Ratschläge des Verkäufers: Lieber nach einem 4200er schauen, die Wartungskosten beim 3200er könnten Kahlschlag im Geldbeutel nach sich ziehen. Dabei fand ich den 3200er doch so richtig schön und darüber hinaus hat Jeremy Clarkston ja bei Top Gear lauthals verkündet, dass der 4200er so ne richtige Gurke ist. "Flappy gear paddles" und so und n echt biestiges Fahrverhalten...
Also weiter Anzeigen wälzen. Vielleicht doch mal zum einkaufen nach Norditalien fahren? Es waren ein paar ganz interessante 3200er und 4200er dabei. Und ein Spyder im Rheinland. Leider war der Besitzer immer irgendwo in USA oder in Polen oder irgendwo anders - das unterscheidet ihn von seinem Auto, denn das steht jetzt immer noch im Rheinland...
Dann kam das Verhängnis in Form einer Anzeige in Mobile und Autoscout. Ein 4200er Coupé mit eigentlich viel zu hoher Kilometerleistung (quatsch, die Maschinen sind für den U.S. Markt gebaut und dort sind neunzigtausend ein Klacks und keine Entfernung) und vom Fähnchenhändler in Unna. Worst worst case. Aber verdammt hübsche Farbkombination. Und mal ehrlich - was hilft denn das technisch perfekte Auto, wenn man es gar nicht ansehen mag, weil einem die Farben nicht gefallen?
Also was soll's, einfach mal angerufen und nen Termin ausgemacht. "Das Auto ist aber im Kundenauftrag. Und er hat Gebrauchsspuren, ist halt ein Alltagsauto. Nichts wildes, aber ich will es vorher sagen. Auf dem rechten Kotflügel ist ein etwas größerer Steinschlag." Hhhmm - klingt ganz ehrlich. Und außerdem mag ich die Farbkombi....
Im Regen nach Unna, 250 Kilometer über die Sauerlandlinie, Ende Februar. Neben der Autobahn liegt in "Höhenlagen" noch Schnee, perfektes Wetter für eine Probefahrt. Und hier kommt gleich ein wichtiger Tipp: Schaut euch niemals niemals niemals einen Gebrauchtwagen im Regen an. Erstens hat man bei blödem Wetter mit mangelnder Motivation zu kämpfen, sich ein Auto genauestens anzusehen. Zweitens sieht man einfach nicht alles, wenn man es nicht "abfrottiert"... Aber drittens ist man nachher immer schlauer.
Herr M aus K ist da. Ihm gehört GitTi. Also irgendwie jedenfalls. GitTi hat nämlich nur zwei Vorbesitzer eingetragen und er - der dritte Vorbesitzer - gehört nicht dazu. Dafür hat er GitTi aber auch nur ein Jahr lang über den Asphalt geschubbst. Mit ner roten Nummer, wenn er Lust dazu hatte. Aber eigentlich war GitTi so'n Mädchen Auto. Hat nämlich seine Frau gefahren, kam aber nicht damit klar. Der kleine Bumms gegen das Heck hat den Blumenkübel als Sieger hervorgehen lassen. Vielleicht war das aber doch noch der letzte "richtige" Vorbesitzer gewesen. So ganz bin ich da nicht durchgestiegen. Jedenfalls hat frau irgendwann keine Lust mehr gehabt und gesagt "Männe, schick die Möhre in die Wüste, ich will den Benz.". Oder "Ich und der Benz oder sie!" Und Männe - mindestens einsneunzig mit nem ordentlichen Kampfgewicht und Nürburgringerfahrung - macht, was frau will und sucht und findet...
Mich. Viel kleiner. Etwas leichter. Und überhaupt kein Gegner für den besten Freund des Nachfahrens eines westfälischen Pferdehändlers.
Oder Ex-Freund, weil irgendwie hat es M. nicht so dolle gefallen, dass sein Freund am Telefon den Steinschlag auf dem Kotflügel erwähnt hat - bei dem super Wetter wäre er unter all den Tröpfchen gar nicht aufgefallen, wenn er nicht gequatscht hätte, Mist aber auch. Egal. Kleiner. Leichter. Kein vergleichbares Kampfgewicht. Er kann die Frau und den Benz behalten und ich bekomme GitTi, so viel ist klar...
In der nächsten Post schreib ich über GitTis erste Worte, das erste Fliegen und vielleicht sogar über das erste Tanken, mal sehen... Wenn ich darüber schreib, wie der Doc ihr aber das erste Mal unter die Karosserie schaut, ist FSK 18 angesagt.
Bis dahin,
viele Grüße
Ralf
Schluck. Mein Chef kommt von dort, er weiß es bestimmt. Sollte ich besser doch nicht fahren und mir das Coupé ansehen? Ich hab doch soooo viel gelesen, hab mich echt schlau gemacht und bin in gesetztem Alter, was kann mir denn schon passieren? Und dann kam GitTi und alles war ganz anders. Mein Chef hat's ja gleich gewusst. Aber ich hab ja noch nie gehört.
Am Anfang war GitTi noch nicht GitTi. Am Anfang war sie ein 3200er GTA der in Marbella zu Hause war. Bologna rot metallic, braune Innenausstattung, 30.000 km gelaufen, zwei Vorbesitzer. Er wurde vom Chef eines Autohauses gefahren, der ihn vom Vorbesitzer gekauft hatte. Der Email Kontakt war freundlich und nett, die Fotos sahen gut aus. Das Fahrzeug war neu lackiert - fand ich nicht so prickelnd, aber die Erklärung war einleuchtend: Eine neue Lackierung ist über die Versicherung abgedeckt und dann lässt man halt alle paar Jahre neu lackieren - es kostet ja nichts.
Maserati in Spanien angeschrieben, super netter und schneller Kontakt - gerne könnte man dort das Auto ganz neutral bewerten. Das dann doch nichts draus wurde lag an den Preisverhandlungen - leider fehlte der Masterkey und der Verkäufer wollte das Auto lieber selbst weiterfahren, als beim Preis nachzugeben. Die letzte Wartung und der Zahnriemenwechsel wurden vom Verkäufer selbst gemacht ("Our mechanics are much better then the Maserati mechanics..."). Aber mit neuer Schließanlage und mit zur Sicherheit durchgeführtem erneuten Zahnriemenwechsel hätte der Preis leider nicht gepasst.
Bei einem Besuch bei einem der lokalen Maserati Händler nach einem 3200er gefragt, leider war nichts passendes da - außer das Sammlerstück des Chefs, könnte aber auch verkauft werden. Leider hat der Lack - tiefes Dunkelgrün - das Schicksal vieler dunkler Lacke erlitten und wies bei hellem Licht viele kleine Kratzer auf. Daraufhin haben dunkle Lacke in meiner internen Bewertungsskala Punktabzug erhalten... Dafür gab es gute Ratschläge des Verkäufers: Lieber nach einem 4200er schauen, die Wartungskosten beim 3200er könnten Kahlschlag im Geldbeutel nach sich ziehen. Dabei fand ich den 3200er doch so richtig schön und darüber hinaus hat Jeremy Clarkston ja bei Top Gear lauthals verkündet, dass der 4200er so ne richtige Gurke ist. "Flappy gear paddles" und so und n echt biestiges Fahrverhalten...
Also weiter Anzeigen wälzen. Vielleicht doch mal zum einkaufen nach Norditalien fahren? Es waren ein paar ganz interessante 3200er und 4200er dabei. Und ein Spyder im Rheinland. Leider war der Besitzer immer irgendwo in USA oder in Polen oder irgendwo anders - das unterscheidet ihn von seinem Auto, denn das steht jetzt immer noch im Rheinland...
Dann kam das Verhängnis in Form einer Anzeige in Mobile und Autoscout. Ein 4200er Coupé mit eigentlich viel zu hoher Kilometerleistung (quatsch, die Maschinen sind für den U.S. Markt gebaut und dort sind neunzigtausend ein Klacks und keine Entfernung) und vom Fähnchenhändler in Unna. Worst worst case. Aber verdammt hübsche Farbkombination. Und mal ehrlich - was hilft denn das technisch perfekte Auto, wenn man es gar nicht ansehen mag, weil einem die Farben nicht gefallen?
Also was soll's, einfach mal angerufen und nen Termin ausgemacht. "Das Auto ist aber im Kundenauftrag. Und er hat Gebrauchsspuren, ist halt ein Alltagsauto. Nichts wildes, aber ich will es vorher sagen. Auf dem rechten Kotflügel ist ein etwas größerer Steinschlag." Hhhmm - klingt ganz ehrlich. Und außerdem mag ich die Farbkombi....
Im Regen nach Unna, 250 Kilometer über die Sauerlandlinie, Ende Februar. Neben der Autobahn liegt in "Höhenlagen" noch Schnee, perfektes Wetter für eine Probefahrt. Und hier kommt gleich ein wichtiger Tipp: Schaut euch niemals niemals niemals einen Gebrauchtwagen im Regen an. Erstens hat man bei blödem Wetter mit mangelnder Motivation zu kämpfen, sich ein Auto genauestens anzusehen. Zweitens sieht man einfach nicht alles, wenn man es nicht "abfrottiert"... Aber drittens ist man nachher immer schlauer.
Herr M aus K ist da. Ihm gehört GitTi. Also irgendwie jedenfalls. GitTi hat nämlich nur zwei Vorbesitzer eingetragen und er - der dritte Vorbesitzer - gehört nicht dazu. Dafür hat er GitTi aber auch nur ein Jahr lang über den Asphalt geschubbst. Mit ner roten Nummer, wenn er Lust dazu hatte. Aber eigentlich war GitTi so'n Mädchen Auto. Hat nämlich seine Frau gefahren, kam aber nicht damit klar. Der kleine Bumms gegen das Heck hat den Blumenkübel als Sieger hervorgehen lassen. Vielleicht war das aber doch noch der letzte "richtige" Vorbesitzer gewesen. So ganz bin ich da nicht durchgestiegen. Jedenfalls hat frau irgendwann keine Lust mehr gehabt und gesagt "Männe, schick die Möhre in die Wüste, ich will den Benz.". Oder "Ich und der Benz oder sie!" Und Männe - mindestens einsneunzig mit nem ordentlichen Kampfgewicht und Nürburgringerfahrung - macht, was frau will und sucht und findet...
Mich. Viel kleiner. Etwas leichter. Und überhaupt kein Gegner für den besten Freund des Nachfahrens eines westfälischen Pferdehändlers.
Oder Ex-Freund, weil irgendwie hat es M. nicht so dolle gefallen, dass sein Freund am Telefon den Steinschlag auf dem Kotflügel erwähnt hat - bei dem super Wetter wäre er unter all den Tröpfchen gar nicht aufgefallen, wenn er nicht gequatscht hätte, Mist aber auch. Egal. Kleiner. Leichter. Kein vergleichbares Kampfgewicht. Er kann die Frau und den Benz behalten und ich bekomme GitTi, so viel ist klar...
In der nächsten Post schreib ich über GitTis erste Worte, das erste Fliegen und vielleicht sogar über das erste Tanken, mal sehen... Wenn ich darüber schreib, wie der Doc ihr aber das erste Mal unter die Karosserie schaut, ist FSK 18 angesagt.
Bis dahin,
viele Grüße
Ralf