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02.03.2014 - 14:58
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.03.2014 - 15:05 von Elsi.)
Mit meinem 3200 verbinden mich viele Geschichten und ich habe sie erst vor kurzem einem Freund geschrieben. Ich hoffe, dass es nicht zu lange ist für einen einzigen Post...
Eigentlich bin ich ein Ferrari-Fan und hatte mich früher für Maserati nie interessiert. Ich habe schon vor mehr als 12 Jahren von einem 512 TR geträumt, aber hatte das Geld nicht dazu und wusste auch, dass der Unterhalt recht teuer ist. Der Zufall wollte es, dass direkt neben meinem Zahnarzt neu ein Ferrari/Maserati-Händler eröffnet hat und ich jedes Mal wenn ich zum Zahnarzt musste, im Schaufenster einen roten 512 TR gesehen habe. So bin ich irgendwann rein und habe gesagt, dass ich zu wenig Geld für das Auto hätte, aber es gerne mal anschauen würde. Der Händler hat wohl schon gemerkt, dass ich genügend angefressen bin und hat mir das Auto mit allen Details gezeigt. Am Schluss hat er noch bemerkt, dass er auch noch Maserati hätte (damals kam gerade der 3200 raus), aber ich habe nur gesagt, dass das schön für ihn sei, mich aber nicht interessiere.
Ich bin also wieder nach Hause und habe mir überlegt, dass man doch eine Ferrari-Vermietung aufbauen müsste (weil ich so Ferrari hätte fahren können). Ich habe einen kleinen Businessplan geschrieben und habe den Händler angerufen und ihm meine Idee erzählt. Zu meinem Erstaunen hat er gefunden, ich solle mal vorbeikommen. So bin ich wieder hin und habe ihm meine Idee erklärt. Am Schluss hat er aber gemeint, dass er Ferraris verkaufen und nicht vermieten wolle. Aber er benötige eine Website und ob ich diese für ihn realisieren könne. Da ich Informatiker bin, habe ich gesagt „ja klar“ und wir haben uns darauf geeinigt, dass ich zu einem reduzierten Stundensatz arbeite und dafür hin und wieder ein Auto bei ihm ausleihen kann. Die Ferrari gingen nicht, aber ich hatte 2-3 mal einen Maserati für einen ganzen Tag oder für ein Wochenende. Wie gesagt, war mein Ziel ja ein Ferrari und kein Maserati, aber ein Masi war immer noch besser als gar nichts.
Etwa zur gleichen Zeit habe ich zusammen mit meinem Geschäftspartner meine Firma gegründet und damit war klar, dass das Geld in die Firma und nicht in ein Auto geht. Nach 6-7 Monaten hatten wir zum Glück bereits genügend Aufträge, um zu wissen, dass die Firma funktioniert und wir auch davon leben können. Und so kam die Idee, dass ich mir vielleicht einen Maserati als Geschäftswagen (über die Firma) leasen könnte.
Also bin ich wieder zum Händler und habe ihn gefragt, ob er einen guten 3200 als Gebrauchtwagen habe. Er hat gemeint, dass er selbst kein entsprechendes Auto habe, aber dass der Ferrari/Maserati-Importeur in Nyon einen blauen 3200 mit 7 000 km hätte. Ich habe ihm spontan gesagt, dass das passen würde und er hat gemeint, dass er das Auto für mich herholt. Ein paar Tage später bin ich es kurz Probe gefahren und nach 30 Minuten habe ich ihm gesagt, er solle den Vertrag aufsetzen.
Für den Vertrag benötigte er die Chassisnummer und damit den Fahrzeugausweis. Ich habe gesagt, dass der sicher im Handschuhfach liege und habe dort nicht nur den Fahrzeugausweis sondern auch noch ein kleines Büchlein gefunden. Da waren alle Fahrten von etwa 10 Personen vermerkt und ich habe gemerkt, dass dies das Testauto für die Presse war. Etwas enttäuscht habe ich zu ihm gesagt, dass er sich nochmals Gedanken zum Preis machen müsse. Er hat das Büchlein auch studiert und hat gesagt: Hast Du gesehen, wer es am Schluss gefahren ist? Ich hatte keine Ahnung und er hat gesagt „Michael Schumacher“. Da hat er (zum Glück nur im Spass gemeint), dass wir nochmals über den Preis reden müssen (nach oben), aber wir haben und dann geeinigt, dass es beim vereinbarten Preis bleibt.
So wie es aussieht, war mein 3200 für einige Monate das Alltagsauto von Michael Schumacher und in einem Porträt über ihn, meine ich sogar, das Auto gesehen zu haben. Kollegen haben zwar gemeint, dass er es wahrscheinlich gar nicht selbst gefahren hat, sondern seine Frau Corinna damit zum Shopping gefahren sei.… Aber das sind böse Zungen…
Wir haben vier Kinder und hatten damals einen VW Sharan als einziges Auto. Den hat meine Frau benötigt, um die Familie herum zu kutschieren. Somit war der 3200 mein Daily Driver, mit dem ich praktisch überall hin gefahren bin. Wenn ich zu Kunden ging, habe ich etwas abseits geparkt und die meisten haben gar nie herausgefunden, was ich für ein Auto fahre.
Als dann der Winter kam, mussten natürlich Winterreifen drauf und ich bin zu meinem Händler gefahren, um diese montieren zu lassen. Als sie montiert waren, hat er gesagt, dass er die Sommerreifen in das Auto legen werde. Ich musste ziemlich deutlich werden, dass ich die nicht im Auto haben wolle, sondern dass er diese bitte einlagern soll. Erst dann habe ich gemerkt, dass ich wahrscheinlich sein erster Kunde mit Winterreifen bin und er gar kein Reifenlager hatte. Heute hat er ein grosses Reifen/Räderlager und es ist nichts mehr Spezielles. Ausser wenn ich bei meinem 575M die Winterreifen aufziehen lasse, schauen sie z.T. noch leicht schräg.
So war mein 3200 für 4 Jahre mein Alltagsauto und ich habe es sehr genossen, ein solch wunderschönes, starkes und exquisites Auto fahren zu dürfen. Mein Ex-Chef (mit dem ich manchmal auf Ausfahrten gehe) hatte damals einen M3 und hat gemeint, dass er mit seinem M3 solide aber langweilige deutsche Wertarbeit hätte während ich eine Diva fahre. Das Wort „Diva“ trifft auf den 3200 sehr gut zu und bedeutet auch, dass er seine Macken hatte. Ich war ca. alle 10 000 km einmal ungeplant in der Werkstätte.
Das hat jeweils nicht nur recht viel Geld gekostet, sondern der Liebe zum Auto auch etwas Abbruch getan. Dass meine Frau jeweils gefunden hat, dass das halt ein Italiener sei und ich nicht darüber erstaunt sein müsse, hat auch nicht wirklich weiter geholfen. Das Auto war für 4 Jahre geleast und wenige Monate vor Ablauf des Leasings war wieder etwas defekt und ich hatte langsam genug. Als ich das Auto abgeholt habe, hat der Verkäufer gemeint, dass er einen schönen 4200 als Vorführwagen hätte. Als er mir bestätigt hat, dass ich das Auto zur gleichen Leasingrate fahren kann, habe ich es ein Wochenende mit nach Hause genommen und bin es Probegefahren. Viele Fehler des 3200 sind im 4200 behoben: Es ist ein moderner, sehr linearer Sauger von Ferrari drin, die Sitze sind etwas besser, das Fahrwerk ebenfalls etwas und insgesamt ist das Auto wesentlich moderner als ein 3200.
Ich hatte genug von den Reparaturen des 3200 und habe am Montag angerufen und gesagt, dass ich den 4200 nehme. Den 3200 hatte ich mit knapp 70 000 km dort gelassen und mich auf ein Auto gefreut, das hoffentlich endlich zuverlässiger ist. Das war der 4200 auch und ich hatte in den vier Jahren und 60 000 km, die ich damit gefahren bin, auch kaum Probleme. Aber den Charme und Charakter des 3200 hatte er nicht. Er war wie ein 911er bezüglich der Emotionen, aber technisch eben doch nicht auf dem Niveau eines 911er. Ich habe den 4200 nie geliebt und war nach Ablauf des Leasings nach vier Jahren beinahe froh, dass ich ihn zurückgeben konnte. Inzwischen hatte ich aber auch meinen 575M und war (und bin immer noch) glücklich mit diesem Auto auf der ganzen Linie.
Den 3200 konnte ich nie ganz vergessen und habe ihn zwischendurch immer mal wieder beim Händler gesehen. Er hatte mir zu viel Geld für das Auto bezahlt und konnte so das Auto die ganze Zeit nicht verkaufen und ich habe es immer mal wieder bei ihm gesehen.
Nachdem es 6 Jahre beim Händler gestanden hatte, habe ich einen Kollegen getroffen, der wusste, dass ich Maserati gefahren bin. Er wollte einen Quattroporte kaufen und hat mich gefragt, ob ich ihn auf eine Probefahrt begleiten würde. Ich habe auf der Website meines Händlers geschaut, ob sie ein Auto haben, das man Probe fahren kann und dabei bin ich natürlich auch wieder auf meinen 3200 gestossen. Ich habe mit dem Händler einen Termin für die Probefahrt vereinbart und habe ihm gesagt, dass er den 3200 ebenfalls bereit machen solle.
So sind wir zuerst den Quattroporte Probe gefahren (überhaupt nicht mein Auto) und danach bin ich noch mit dem 3200 auf eine Runde. Ich bin reingesessen und habe gedacht, hmm da sitzt man aber hoch. Ich habe die Kupplung gedrückt und habe gedacht, hmm ist die defekt, dass sie so streng geht? Ich habe mir überlegt, ob ich gleich wieder aussteigen sollte, da der 3200 im Vergleich zum 575M doch ein sehr deutlicher Unterschied ist. Ich bin aber mal losgefahren und nach 5 Minuten … war alles wie immer als ich ihn vor über 10 Jahren gekauft hatte! Ich bin über zwei kleine Pässe gefahren, die ganz in der Nähe von uns sind und wenn man 3000 Touren drauf hat, dann zieht der Turbo einfach sagenhaft.
Noch auf der Fahrt habe ich mir überlegt, was ich nun machen soll und habe – als ich zurück war – den Verkäufer gefragt, ob ich das Auto über das Wochenende mit nach Hause nehmen könne. Er hat bejaht und ich bin mit dem 3200 zu Hause angekommen. Meine Frau kommt zur Türe raus (die wusste ja von nichts) und ich habe ihr gesagt „schau mal, was ich da habe“. Sie hat nur gelächelt. Ich musste aber gleich wieder weg, um das Auto zu waschen, da es vor Dreck gestanden ist (sie hatten es doch nicht vorbereitet wie abgemacht). Als ich nach eineinhalb Stunden wieder zurück war, kam sie wieder raus und hat gesagt „was hast Du da soeben gemacht? Ein fremdes Auto gewaschen?“ Aber es war ja kein fremdes Auto, sondern meine alte Liebe, zu der niemand mehr richtig geschaut hat.
Am Montag habe ich zuerst den Werkstattchef meines Händlers angerufen und ihm gesagt, dass ich meinen alten 3200 wieder zurück kaufen will. Er hat gesagt „spinnst Du“, weil er dachte, ich wolle es gegen meinen 575M eintauschen. Ich wollte von ihm vor allem wissen, ob das Auto noch genügend gut im Schuss ist und habe gefragt, ob er mir eine Garantie von einem Jahr auf das Auto geben würde (für ein 12 jähriges Auto!). Ohne zu überlegen hat er gesagt „klar, keine Problem für den Antriebsstrang, aber nicht für die Elektronik“. Da musste ich, dass der Motor und die ganze Mechanik noch OK ist. Darauf habe ich den Verkäufer angerufen und ihm gesagt, dass ich das Auto kaufe.
Ich hatte damals vor 6 Jahren noch CHF 45 000 dafür bekommen und habe nun noch CHF 33 000 dafür bezahlt. Dazu hat er einen Service am Auto gemacht, die Pneu ersetzt (die waren auch über 6 Jahre alt), den Lack aufpoliert und die Felgen gemacht, so dass sie wie neu aussehen.
So habe ich meine alte Liebe zurück!!!
Als ich dann mit dem neuen/alten Auto wieder nach Hause kam, hat mich eine meiner Töchter gefragt „und wieso denkst Du, dass das Auto nun keine Probleme mehr machen wird, nachdem du es zuvor genau deswegen verkauft hast?“ Ich hatte keine Antwort… Und habe letzten Herbst auch bereits die Drosselklappe für über CHF 3 000 gewechselt…
Markus