Hi Tom,
wenn ich alles zusammenfasse, vor allem nachdem ich hier rückblickend mal ein paar Sachen aufgeschrieben habe, hatte ich wohl jede Menge Glück!!
Im Prinzip gilt es eine Liste von To Do`s abzuarbeiten, nichts Neues erstmal, aber dann kommst Du an den einen oder anderen Punkt der ein Risiko darstellt.
Also, wenn Du Witterung aufgenommen hast und ein Wagen bei einem Händler in Italien Deinem Suchschema entspricht, erfolgt die übliche Kontaktaufnahme per E-Mail und Telefon.
Sprichst Du kein Italienisch oder dort keiner halbwegs ordentlich Englisch, oder keine von beiden Parteien hat einen Dolmetscher an der Hand, vergiss es.
Kennst Du Luigi von Deiner Eisdiele am Hauptplatz so gut, dass er die ersten Telefonate für Dich führt reicht das zunächst.
Zudem sollte er dann die per E-Mail zur Verfügung gestellten Kopien aller Service/Reparaturrechnungen und Scheckhefteinträge übersetzen, zusätzlich zu den Antworten auf deine klassischen Fragen hinsichtlich technischen Zustands, Reifenabnutzung, Bremsen…. die Du ebenfalls per E-Mail zum Händler geschickt hast. Auch hast Du nun dutzende Detailbilder in Deinem Postfach.
Mein Kontakt beim Händler hat ordentlich Englisch gesprochen und geschrieben daher war das schon mal einfacher.
Aus diesem Dialog, direkt oder übersetzt, entwickelst Du jetzt ein „Bauchgefühl“ ob der Händler bzw. der Wagen passt oder nicht.
Klar recherchierst Du auch im Internet und versuchst über den Händler etwas mehr zu erfahren.
Wenn ja, dann ist der nächste Schritt die Reise nach Italien, bzw., solltest Du jemanden persönlich dort mit Sachverstand kennen, ihn bitten den Wagen für Dich anzuschauen.
Ich war zu diesem Punkt schon angefixt genug, habe einen Flug gebucht, runter geflogen, und habe den Wagen mit klaren Kaufabsichten besichtigt und zur Probe gefahren.
Jetzt kommen wir zum „riskanten“ Teil.
Der Wagen hat eine italienische Zulassung, entweder auf den Vorbesitzer oder den Händler. Der Händler darf derzeit kein Bargeld über 1000 € annehmen. Also hilft nur eine Überweisung nachdem Du vor Ort beschlossen hast den Wagen zu kaufen.
Das hast Du vorab mit Deiner Bank geklärt, die Du jetzt von Italien aus per Telefon bittest den Kaufpreis auf das Konto des Händlers zu überweisen.
Du machst jetzt die Rechnung und den Kaufvertrag klar, letzteren bitte zweisprachig, da die Dame in der Zulassungsstelle normalerweise kein Italienisch kann und wenigstens die wichtigsten Daten lesen möchte, also die Begriffe Verkäufer, Käufer, Betrag usw. müssen auch in Deutsch zu lesen sein. Zumindest in unserem Landkreis. Ich habe im Laufe der Vertragserstellung irgendwann den Kollegen Riccardo dort im Büro des Chefs zur Seite geschoben und kurz selbst in MS Word den Vertrag editiert..
Es sind wohl auch schon fertige zweisprachige Verträge Deutsch/Italienisch erhältlich, einfach mal suchen.
Und nein, ich habe keine Art von Gewährleistung vom Händler erhalten. Er meinte das würde nicht erlaubt sein für Exportwagen. Ich habe jedoch in mobile.de schon italienische Händler gesehen die eine Gewährleistung in der Fahrzeugbeschreibung anbieten. Bleibt also zu klären und ggf. zu verhandeln, die Inanspruchnahme sollte jedoch auch möglich sein, wir Münchner haben da ja einen kleinen Vorteil
..
Weiter, Du hast jetzt Kaufvertrag und Rechnung, fühlst Dich als Maserati-Besitzer, aber, das Auto kriegst Du nicht, denn der Händler wird den Wagen erst abmelden wenn Dein Geld auf seinem Konto liegt. Und der Geldtransfer kann, je nachdem wie abgelegen der Ort in Italien liegt, bis zu 24h dauern. Zumindest meine (Deutsche)Bank wusste keinen anderen Weg als diesen, mit der verbundenen Wartezeit.
Erst wenn der Händler Dein Geld auf seinem Konto findet wird er den Wagen abmelden. Und das geht in Italien nicht so einfach wie bei uns, einfach in die Schlange stellen, warten und dann ist das erledigt.
Der Wagen wird aus dem italienischen Zentralregister entnommen und kann, sofern er für den Export angegeben wurde, nie wieder in Italien zugelassen werden.
Um die Sache noch zu verkomplizieren kann der Händler den Wagen nicht abmelden ohne den Frachtbrief eines Transportunternehmens zu haben, sofern der Wagen in den Export geht!! Dies ist zumindest im Großraum Venedig so geregelt.
Ein Bekannter hat bei einer ähnlichen Aktion zwei Tage in „Sichtweite“ des Händlers verbracht, vom telefonischen Überweisungsauftrag bis er den Wagen auf einen vorab organisierten Spediteur geladen hat.
Ich hatte von Anfang an ein „gutes“ Gefühl bei meinem Händler, in der Zeit jedoch als mein Geld unwiderruflich von meinem Konto verschwunden war bis zu dem Zeitpunkt als der Spediteur sich per Telefon meldete und versprach „Ich habe ihn auf dem Anhänger..“.. ist eine Woche vergangen !!
Hätte der Händler in dieser Woche Konkurs angemeldet wäre es das gewesen. Wäre er mit kriminellen Absichten vorgegangen mit Tricks die ich gar nicht kennen will, und hätte den Wagen nach Geldeingang nach XXX verschoben trotz Kaufvertrag mit mir – müsste ich nun versuchen das Geld einzuklagen, uff..
Ok, das Auto ist dann auf dem Transporter des Spediteurs, der aber selbstverständlich nicht sofort zu Dir nach Hause fährt, sondern noch drei weitere Tage seine Sammelrunde durch Land dreht bis er seinen Transporter vollgeladen hat bevor er dann wieder über den Brenner nach Norden fährt.
Um also zu verhindern das der Spediteur mit meinem Maserati, allen Schlüsseln und den Original-Abmeldebescheinigungen (ohne die Du den Wagen hier in Deutschland NICHT zulassen kannst!!) in Italien spazieren fährt und möglicherweise, äh, Gefahren ausgesetzt ist, ließ ich mir einen Schlüssel und alle Originalpapiere per DHL-Spezialversand zuschicken. War innerhalb 24 Stunden im Briefkasten.
Jetzt hast Du außer Deinem Maserati und einem Schlüssel alles zu Hause und wartest auf den Spediteur, der zur Freude Deiner Nachbarn irgendwann bei Dir zu Hause mit einem mehr oder weniger großen Transporter auftaucht, die Straße gemütlich blockiert und dann hast Du Deinen Traum wenige Minuten später in der Einfahrt stehen.
Ich weiß nicht wie deutsche Autohändler diese Angelegenheit handhaben. Die rote Händlernummer wird oft nicht akzeptiert, das deutsche Kurzzeitkennzeichen ohnehin nicht - sollte ein Carabinieri auf Beutezug sein wird’s heikel. Trotz anerkannter EU-Rechtsprechung.
Ich habe mich im Porscheforum kundig gemacht und erfahren, dass zwischen Sizilien und Brenner wohl mind. 10 außergewöhnliche Zuffenhausener stehen die von der Straße gebeten und beschlagnahmt wurden.
Das kostet per se angeblich ca. 2000 EURO Strafe und man darf auf sein schon einmal erworbenes Fahrzeug bei der Versteigerung dann wieder mitbieten. Hört sich an wie eine Räuberpistole. Um das alles zu verhindern eben gleich der Weg über eine Spedition, das von mir beauftragte Unternehmen aus Rosenheim hat sich ebenfalls als Glücksfall erwiesen, ich gebe die Daten gerne weiter.
Im Übrigen, der Kauf von einer italienischen Privatperson ist nochmal eine andere Nummer. Auch der will sein Geld sicher auf dem Konto sehen bevor er den Wagen abmeldet, und Du willst den Maserati vor Überweisen sehen, inspizieren (lassen) und Probe fahren.
Ob eine Privatperson höhere Geldbeträge annehmen darf als der Händler weiß ich nicht. Wenn ja, müsstest Du nur noch auf das Abmelden warten – und den Verkäufer in dieser Zeit nicht mehr aus den Augen lassen bis Du alle Papiere, Auto und Schlüssel hast zum Verladen auf den Transporter
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Also, wenn grundsätzlich ehrliche Absichten beim Verkäufer vorhanden sind – und ich gehe davon aus dass dies bei den meisten Händlern so ist, UND der Wagen in einem Zustand ist mit dem Du umgehen kannst, dann gibt es Mittel und Wege Deinen Traum aus Italien zu Dir nach Hause zu holen.
Wenn Du auf halbseidene oder kriminelle Machenschaften stößt, dann ist das kein italien-typisches Problem mehr, das findest Du weltweit ..
Viele Grüße
Ron